Kindheit und Jugend des Halbelben Elrond,

genannt Elchtep Zwergenfreund,

niedergeschrieben von ihm selbst zu Caldraugh

im Jahre 2963 des Dritten Zeitalters


Geboren wurde ich am 1.5.2937 in der Stadt Mithlond, den Grauen Anfurten. Dort arbeitete meine Mutter Elwing als Heilkundige, und mein Vater Bregor weilte zu der Zeit ebenfalls heim. Er war ständig im Auftrage Elronds, des großen und weisen Halbelben, unterwegs von Bruchtal zu den Grauen Anfurten; mein Vater gehörte zu den Rangern, die ständig Verbindung zwischen dem Tal und den Beschützern des kleinen, so idyllischen Auenlandes hielten.

In Bruchtal hatten sich auch meine Eltern kennengelernt. Damals war meine Mutter noch in der Ausbildung zum Heiler. Ich wurde nach Elrond, dem Herren Bruchtals, benannt. Als ich im zarten Alter von sechs Jahren war, zog meine Mutter mit mir zurück in das Tal, weil ich, wie alle meine männlichen Vorfahren, eine Ausbildung zum Waldläufer erhalten sollte.

Doch wenig später, als die ersten zarten Grundlagen der Magie Thema der Ausbildung waren, entdeckten meine Lehrer, daß ich einen tieferen Glauben, einen engeren Kontakt zur Magie der Götter hatte als meine Altersgenossen. Also bestimmten sie ein neues Ziel: Priester sollte ich werden.

Vorbei der Kampf mit Schwert, Pfeil und Bogen, es begann der Kampf mit Formeln, Papier und Griffel. Und obgleich mir, wie jedem Jungen in dem Alter, der Sinn mehr nach körperlicher Betätigung stand, machte ich gute Fortschritte. Kenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen, dazu die Sprachen- Quenya, etwas Rohirric, ein paar Worte der Orcsprache (was haben wir über unseren Lehrer gelacht - man stelle sich vor, ein 750 Jahre alter Elb, der sich bemüht, wie ein finsterer Orc auszusehen und zu sprechen!)- der Stundenplan war voll.

Und häufig war dieser seltsame Halbling zu Gast, Bilbo Beutlin (was für ein Name!). Wir liebten es, seinen unglaublichen Geschichten zu lauschen. Sie fesselten uns mindestens so sehr wie die uralten Sagen der Barden.

Als ich 16 Jahre alt war, kam es jedoch zu einem Ereignis, das mein Leben verändern sollte: am Mittsommernachtstag im Jahre 2953, auf einer Reise von Bruchtal zu den Grauen Anfurten, wurde eine Gruppe von Elben und Menschen im Nebelgebirge von einer Orcbande überfallen. Die Überlebenden wurden verschleppt. Unter ihnen war meine Mutter.

Drei Tage später traf mein Vater in Bruchtal ein. Gerade war ein Trupp zusammengestellt worden, der die Orcs verfolgen sollte. Diesem schloß sich mein Vater natürlich sofort an. Mir wurde die Beteiligung verboten.

Mehr als eine Woche verstrich ohne Nachricht. Eine zweite, größere Suchmannschaft wurde ausgerüstet, Diese entdeckte die Vermißten in einer kleinen Höhle im Morgoan- Tal, etwa eine Tagesreise nordwestlich von Bruchtal. Vor dieser Höhle lag eine große Anzahl toter Orcs. In der Höhle, offensichlich eine alte Orcfeste, fand man die Leichen aller Mitglieder des ersten Suchtrupps sowie die am Mittsommernachtstag verschleppten. Kein Körper war von einem Orc geschändet- die Schlacht von Morgoan hatte keinen Sieger gefunden.

Man fand meinen Vater neben dem Körper meiner Mutter kniend, die abgebrochene Spitze eines schwarzen Pfeiles noch in der Brust, ihre kalte Hand in der seinigen.

Nach alter Sitte der Elben wurden die Toten feierlich nach Bruchtal gebracht und dort verbrannt. Niemals habe ich eine solche Trauer verspürt wie an dem Tag, als die Körper meiner Eltern den Flammen übergeben wurden.

Ab diesem Tag war mein schulischer Ehrgeiz erschöpft. Ich widmete mich wieder mehr den Waffenübungen. So war es kein Wunder, daß mir meine Lehrer schon wenige Monate später antrugen, 'doch jetzt mal im Leben außerhalb der Schulmauern Erfahrung zu suchen' (O- Ton des Schulmeisters). Das kam einem Rausschmiß gleich. Trotzdem war es wahrscheinlich kein Zufall, daß er seine Worte - 'eine Schande, so ein Talent und so eine Faulheit' - gerade so laut sagte, daß ich es eben noch mithören konnte...

Ich bekam also meine Zauberlisten ausgehändigt und wurde vorzeitig, doch in allen Ehren (allerdings ohne Abschluß...) aus der Schule entlassen. Die Hoffnungen, einen Priester aus mir zu machen, waren gescheitert, aber vielleicht konnte ich mich ja zu einem passablen Heiler entwickeln...

Mein erster Weg führte mich zu der Familie meiner Mutter an die grauen Anfurten. Dort verbrachte ich einige Monate bei meinem Großvater, dem Bootsbauer Clairyng.

Eines schönen Tages fragte mich ein Mitglied aus dem Hause des Schiffsbauers Cirdans, ob ich eine Nachricht nach Bruchtal überbringen könne. Ich sagte zu, froh, mein altes Zuhause mal wieder sehen zu können. Ich überbrachte die Nachricht und blieb ein paar Tage in dem Tal. Auf dem Rückweg übernachtete ich in Bree - alles andere ist inzwischen Geschichte und soll hier nicht weiter erzählt werden.

Elrond Elchtep


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Thu Feb 22,1996