Allein im Dunkel


    Teilnehmer: Aragorn III. von Heroth
    Zeit: 13.-16.7. 2968
    Gamemaster: Thomas Glaesker


    Viel zu grell sickert das Tageslicht durch Ritzen an den Fensterläden in den Raum. Geblendet schließt der Verletzte im Bett sofort wieder die Augen. Das hämmernde Pochen in seinem Bein läßt ihn das Gesicht verziehen, aber ein... Dunedain? kennt keinen Schmerz. `Bin ich ein Dunedain? Natürlich, und mein Name ist... Was ist überhaupt passiert? Himmel, ich kann mich an nichts erinnern!' Die schwarze Leere droht ihn zu verschlingen und kraftlos sinkt er in die Kissen zurück.

    Ein neuer Tag. Der Dunedain erwacht aus tiefem Schlaf. Dieses Mal soll ihn die Ohnmacht nicht wieder besiegen. Er quält sich aus dem Bett und unterdrückt einen Fluch, als er das verletzte Bein belastet. Langsam humpelt er hinüber zu Fenster. Nachdem sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt haben, erkennt er draußen die Gebäude eines bewehrten Gehöfts. Zweifelsfrei dunländischer Baustil. Dunland. Erinnerungsfetzen blitzen auf und verschwinden wieder. Ein wichtiger Auftrag, ein roter Kreis mit springendem Pferd - das königliche Siegel. Ja, er ist im Auftrag des Königs von Rohan unterwegs gewesen nach Dunland, und sein Name ist... verdammt, sein Name ist... Aragorn von Heroth!

    Unendlich langsam kleidet sich Aragorn an und verläßt dann sein Zimmer. Als er auf der Treppe über der Küche erscheint, erstirbt das Geschnatter der dienstbaren Mägde und Küchenjungen, bis schließlich ein junges Mädchen laut rufend aus der Küche rennt: ''Raonul, er ist erwacht!''. Kurz darauf sitzt Aragorn diesem Raonul gegenüber, einem stämmig gebauten Dunländer und Familienoberhaupt derer von Bormonov. Er erklärt, er sei vom Clan der Dobac, die das Fürstentum Isen besiedelten und bietet Aragorn weiterhin Gastfreundschaft an. Nachdem die üblichen Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht sind, erzählt Raonul, daß Arcondur vom Clan der Arailt ihn, Aragorn, vor drei Tagen am Isen gefunden habe, schwer verletzt am Ufer des Flusses. Er habe weder Pferd noch Ausrüstung bei sich gehabt, woraus auf einen Bootsunfall geschlossen werden könne. Auf Aragorns Nachhaken (sein versteinertes Gesicht, als er den Verlust sei- ner Battleaxe erkennt, ist beeindruckend) bietet Raonul an, Aragorn könne morgen mit Arcondur selbst reden, der dann nach Bormonov zurückkehren wolle.

    Die Nacht bringt erholsamen Schlaf, aber auch Träume. ,Gebt dies unserem Vertrauten!" hört er des Königs Stimme und empfängt ein Pergament. Sein Pferd trägt ihn über die Weiten der Mark, zunächst in Begleitung seiner Garde, später allein.

    Als er am Morgen Arcondur gegenübersteht, macht dieser keinen Hehl aus seinem Mißtrauen den Dunedain als solchen gegenüber. Und ein Gespräch mit ihm bringt auch nicht mehr Licht ins Dunkel. Achselzuckend meint Arcondur, vor vier Tagen hätte ein schweres Sommergewitter getobt und nur ein Narr würde da eine Bootsfahrt auf dem ohnehin reißenden Isen machen. Immerhin erklärt er sich aber bereit, Aragorn die entsprechende Stelle am Isen zu zeigen. Dort angekommen trennt man sich, um nach weiteren Spuren zu suchen. Dabei entdeckt der Dunedain zwar keine neuen Hinweise, jedoch trifft er auf die Ruinen von Ethraid Engrin an der Isenfurt.

    Bei diesem Anblick blitzt eine weitere Erinnerung in ihm auf. Es ist Nacht. In den Ruinen trifft er einen Dunländer, das Wort ,zweischneidiges Schwert" fällt. Austausch von Dokumenten. Plötzlich sind überall Dunländer. Stahl wird blankgezogen, Blut spritzt. Sein Partner fällt. Aragorn kämpft sich den Weg frei, ein Abhang, er stürzt, es wird dunkel...

    Aragorn wischt sich den Schweiß von der Stirn. Er überquert die Furt und erklimmt den Rui- nenhügel. Als er Spuren von über einem halben Dutzend Pferde findet, wird er vorsichtig, und als er Stimmen hört, verschmilzt er mit den Schatten der Bäume. Kein Zweifel, zwei Arailt- Dunländer warten augenscheinlich auf die Rückkehr von Arcondur und einer ganzen Gruppe weiterer Bewaffneter Arailt! Aragorn lauert dem ersten Arailt mit dem Messer auf, als dieser zu wichtigen Geschäften die Büsche ansteuert, den anderen nimmt er kurzentschlossen gefangen. Dann geht es zurück nach Bormonov. Raonul machte den Eindruck eines Königstreuen, während die Arailt irgendwelche finsteren Pläne ausbrüten, die wohl spätestens beim nahen Turnier realisiert werden sollen.

    Auf dem Weg nach Bormonov trifft Aragorn auf Arcondur. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren schwingt Aragorn sein soeben erbeutetes Schwert und rast in vollem Gallopp auf den Arailt zu. Dumpf schlägt dessen Körper im Gras auf, ohne noch ein weiteres Wort von sich gegeben zu haben. Unter Arcondurs Habseligkeiten finden sich viele Dinge an, die Aragorn früher als die seinen bezeichnet hat. Grollend stellt dieser aber fest, daß seine Battleaxe nicht dabei ist.

    In Bormonov stellt sich Raonul tatsächlich als so königstreu wie erhofft heraus. Und daß sich weitere Arailt auf seinem Land befinden ohne sein Wissen, empfindet er als unentschuldbar. Gemeinsam brechen sie wieder zur Ruine auf und treffen dort auf die erwarteten Arailt. Es kommt zum Gefecht, in deren Verlauf auch noch Aragorns eintreffende Garde unter Führung seines Leutnants Ulenor eingreift. Die nicht getöteten oder geflohenen Arailt werden Raonul und der dunländischen Gerichtsbarkeit übergeben. Aragorns Weg aber führt ihn weiter nach Odoher, wo das diesjährige Gareth- Turnier stattfinden soll und bei dem es nach diesem Prolog wohl wieder einmal heiß hergehen dürfte...

    So wurde es mir berichtet,
    Nimril Voca'aran


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    wolf.krueger@dlr.de
    Sept 1997