Drachensaat


    Zeit: 10.1. 2968
    Gamemaster: Thomas ''Eldron DeLoessian'' Glaesker
    PC's - Elanarion & Eldoran


    So stelle ich mir einen Winter vor! Wir schreiben den 10.1.2968 und dennoch ist es draußen noch sehr freundlich. Zugegeben, nachts sieht die Sache schon etwas anders aus, aber da befinden wir uns ja auch lieber in Gasthöfen und an anderen angenehmen Orten. Nach den wenig erfolgreichen (wenn auch lustigen) Ereignissen in Tols Galen wollten Elanarion, Eldoran und ich nicht länger in dieser Stadt bleiben. Insbesondere Eldoran drängte auf einen baldigen Aufbruch südwärts, und da wir ihm da nicht widersprachen (wie kann man jemandem widersprechen, dessen neuerworbenes Stirnband nur die Spitze eines Eisberges an Eigentümlichkeiten ist), waren wir alsbald schon unterwegs.

    Sowohl die erste als auch die zweite Nacht verbringen wir in Gasthöfen am Wegesrand. Da diese Annehmlichkeit natürlich auch eine Kleinigkeit kostet, lassen Eldoran und ich uns auf menschliches Niveau herab und erfreuen das Volk durch Flötenspiel und Gesang - sicherlich das kulturelle Highlight des Jahrzehnts in dieser Gegend. Und Elanarion... kann es einfach nicht lassen, Seemannsgarn zu erzählen. Angebliche Freunde von ihm hätten die sagenumwobene Zwergenstadt Moria durchquert und in einem Einsamen Berg im hohen Norden hause ein heimtückischer Drache namens Smaug, der das Volk quäle.

    Beeindruckt von dieser Geschichte erzählt uns der Wirt von einem guten Drachen, nämlich dem Wappentier der Grafen von Carach Harlonduin. Vor etwa 200 Jahren herrschte dieses Grafengeschlecht einst über diese Gegend. Edel und weise wären Graf Sulkanor und sein Sohn gewesen, keine Krankheit, keine Seuche hätte das Land heimgesucht ganz im Gegensatz zu den damaligen Nachbarländern. Ein kleiner Orden von Glaubensbrüdern siedelte sich an mit dem Ziel, jedermann ohne Rücksicht auf Stand und Herkunft von all seinen Gebrechen zu heilen. Doch ein karger Winter veranlaßte den Fürsten zu Thalusa nordwärts in den Krieg zu ziehen. Er eroberte Carach Harlonduin, erschlug den Grafen und schleifte die Burg. Und wie durch einen Fluch verebbten Wohlstand und Gesundheit in dieser Gegend.

    Am nächsten Tag reisten wir weiter, doch dieses Mal sollte es uns nicht gelingen, eine Herberge rechtzeitig vor der Dämmerung zu finden. Da weiterhin starker Nebel aufzog und unser Weg bedrohlich nahe an den Klippen des Meeres entlangführte, entschlossen wir uns, am Fuße einer Anhöhe unser Lager aufzuschlagen. Doch da ertönte der Hilfeschrei einer Frau direkt aus Richtung der Klippen. Sofort stürzten wir los, Elanarion allen voran. Und tatsächlich fanden wir am Steilufer eine Frau. Sie war abgestürzt und hatte sich scheinbar geistesgegenwärtig an einem Vorsprung festhalten können. Mit vereinten Kräften und einem Seil konnte die Frau gerettet werden.

    Sie stellte sich als Marya vor. Ihre Kleidung (ein weißes Gewand und ein weißes Stirnband, beides mit grün abgesetzt)untermauerte ihre Geschichte einer Pilgerin aus Harlond zwar nicht direkt, dennoch boten wir ihr den Schutz unseres Lagers an. Gemeinsam errichteten wir es auf der Kuppe der Anhöhe, als wir dort die Überreste einer ehemaligen Burg fanden. Marya bestätigte unsere Vermutung, es handele sich um die Überreste Carach Harlonduins.

    Als das Lager endlich steht, das Brennholz gesammelt und das Feuer angenehm warm knistert, stellen wir überrascht fest, daß Marya verschwunden ist. Wir machen uns auf die Suche und trennen uns dazu. Ich muß zugeben, daß meine Suche nicht von Erfolg gekrönt war, daß Elanarion und Eldoran hingegen mir später folgende Geschichte erzählten:

      Schon bald gelang es Elanarion die Spur der Frau ausfindig zu machen. Sie führte zu einem kleinen Steinbruch am Hang der Anhöhe. Der Nebel machte das Überblicken der Geröllhalde unmöglich. Also arbeitete sich der Corsar vorsichtig vorwärts bis er auf eine Gruppe großer Findlinge stieß. Sie waren so angeordnet, daß man einen Hohlraum zwischen den Felsbrocken betreten konnte. Und hier entdeckte er einen geheimen Eingang in ein unterirdisches Gangsystem. Kurzentschlossen betritt Elanarion die Höhlen, die sich schon schnell als von Menschenhand geschaffenes Labyrinth herausstellen, als plötzlich erneut Hilferufe ertönen!

      Elanarion eilt durch die Gänge (verdammt, von wo kommen die Schreie?), bis er den richtigen Weg wählt. Die Rufe werden deutlicher (Ist das nicht die Stimme von...?) - Eldoran! Bereits bis zu den Schultern in Treibsand eingesunken weicht Eldorans angespannter Gesichtsausdruck einem entspannten Lächeln. Elanarion überhört das mit gütiger und väterlicher Stimme gesprochene Na endlich" und befreit Eldoran aus dieser misslichen Lage.

      Eldoran war ebenfalls von seiner Intuition geleitet auf die Findlingsgruppe gestoßen und sein Gefühl hatte ihn nicht getrogen. In den Gängen stieß er auf einen Drachen, dem er sich unbedingt nähern wollte. Dieser Irrsinn wurde bestraft, als sich der Drache als Illusion und der Boden als Treibsand herausstellte. Nach diesem Intermezzo erforschten die beiden gemeinsam das Höhlensystem. Dabei stießen sie angeblich auf Orks und Skelette, Fallen und Illusionen, einstürzende Tunnel und Teleporter. Und nur mit letzter Kraft konnten sie entkommen, als die Höhlen selbst zur tödlichen Falle wurden und einzustürzten.

    Eine wirklich zu fantastische Geschichte, als daß ich sie hier in allen Einzelheiten wiedergeben möchte. Konnten die beiden nicht einfach so wie ich zugeben, daß sie die verschwundene Marya auch nicht gefunden hatten? Aber nein, Elanarion greift tief in die Kiste seines Seemannsgarns und Eldoran hat nichts besseres zu tun als dieses zu einem höchst kunstvollen Gespinst von Halbwahrheiten zu verknüpfen. Elben lügen ja bekanntlich nicht, oder? Zugegeben, etwas abgerissen sahen die beiden bei ihrer Rückkehr schon aus, aber das richtige Outfit gehört wohl zu einem spektakulären Auftritt.

    Nachtrag: Ich fürchte, ich muß Elrond den Halbelben kontakten und sein profundes Wissen über Geisteskrankheiten bemühen, da ich fürchte, daß sich Elanarion in seiner eigenen Welt der Geschichten und Märchen verlieren könnte. Als ich letzte Nacht meditierte, begann er im Schlaf zu sprechen und wiederholte viele Einzelheiten seiner sonderlichen Erlebnisse in dem Höhlenlabyrinth. Doch noch erschreckender fand ich, daß er auch von einer gewaltigen Grotte sprach, in der eine ebenso gewaltige Drachenstatue stand, beschützt und verehrt von einer Bruderschaft, die über enorme Fähigkeiten und Wissen verfügen soll. Und dazwischen steht Eldoran, den Drachen im Rücken und in grünes Licht gehüllt. Was sind das für Alpträume von bösen Drachen, dunklen Orden und schwarzer Magie. Streckt etwa Sauron selbst die Hand nach Elanarion aus oder waren die Ereignisse der letzten tage und Wochen einfach zuviel für unseren Corsaren. Möge sie Saat dieses Drachen niemals aufgehen...


    So (angeblich) geschehen und aufgeschrieben von
    Eldron DeLoessian

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    Feb 25,1997