Fluch der Hexerei


    Teilnehmer: Celebrindor, genannt Sûl
    Zeit: 22.-26.7. 2969
    Gamemaster: Thomas ''Eldron DeLoessian'' Glaesker


    Edle Dunedain kämpfen um den Erhalt der nördlichen Reiche, der Hexenkönig schmiedet finstere Pläne in Angmar, seine Heere drohen den ganzen Norden zu überschwemmen. Drachen ziehen am Himmel und die Königreiche der Elben strotzen noch vor Macht und Einfluß. Was für eine Zeit! Eine Zeit, in der noch echte Helden lebten. Aber auch so mancher Mann folgenschwere Fehler beging...

    Celebrindor läßt seufzend das Buch sinken, in das er so vertieft war. Vor drei Tagen erwarb er es in Ohtar von einem fliegenden Händler, der ihm das Buch nahezu aufdrängte - zumindest hatte der Mann keine Ahnung vom wahren Wert des Buches. Ein Goldstück! Wohl der beste Kauf, den Celebrindor in letzter Zeit gemacht hatte. Er legte die Chronik des 14./15.Jahrhunderts beiseite, um sich am Feuer in seine Decke einzurollen. Es war ein harter Marsch von Heroth bis hierher und es würde noch ein paar Tage dauern, bis er Cuil und die dortige Bibliothek erreichen würde.

    Mitten in der Nacht schreckt Celebrindor hoch - was für ein gräßlicher Alptraum. Doch der Alpdruck bleibt, obwohl er nun wach ist. Der Flügelschlag eines Raben läßt ihn erneut zusammenzucken. Als er ihn anspricht, ist die Antwort des Raben : ,Wir krigen dich schon, du Verräter..." Damit stößt er auf Celebrindor herab, um ihm die Augen auszuhacken. Doch er streift den Dunedain nur, bevor dieser mit seinem Wanderstecken zu einem finalen Befreiungsschlag aus- holt. Tot liegt der Rabe am Wegesrand, als in einiger Entfernung eine etwa zweieinhalb Meter große Gestalt auftaucht. Gehüllt in eine graue Kutte, Nebel wallt aus den Armlöchern und unter der Kapuze hervor. Celebrindors Nackenhaare stehen senkrecht, Angst wallt in ihm hoch, nur mühsam kann er seine Panik unterdrücken. Doch geistesgegenwärtig erkennt er seine Chancenlosigkeit gegen einen Gegner dieser Art, macht sich unsichtbar, überspringt den nahen Bach und flüchtet in ein angrenzendes Felsenmeer.

    Erschreckt muß Celebrindor aber feststellen, daß die Gestalt ihn trotzdem wiederzufinden in der Lage ist. In Erwartung seiner Nemesis duckt er sich in den Schatten eines Felsen - doch die Gestalt kommt nicht näher. Erstaunt stellt Celebrindor fest, daß der Dämon am anderen Ufer des Baches stehengeblieben ist und diesen scheinbar nicht zu queren vermag. Drohend hebt er seine Nebelfaust in Cele- brindors Richtung, doch dieser antwortet nur mit einer vulgären Handbewegung. Doch auch seine Erleichterung ist spürbar, als sich der Dämon endlich auflöst und verschwindet.

    Wohl wissend, daß er den Bach in den nächsten Stunden lieber nicht überqueren sollte, setzt Celebrindor seine Reise fort. Dabei kreisen seine Gedanken ständig um diesen Dämon. Es könnte sich wohl um den Assiduus handeln, jenen legendären Inquisitor des Hexenkönigs von Angmar, der einmal auf die Fährte seines Opfers angesetzt, nie wieder von diesem ablassen würde bis das Opfer tot ist. Keine allzu rosigen Aussichten. Gegen Mittag erreicht Celebrindor ein grünes Tal, in dem er auf die Ruinen eines alten Manwe-Tempels stößt. Nach ausgiebiger Erkundung wählt er die Abtei als Nachtlager, ehe er am nächsten Morgen weiterzieht.

    Am nächsten Abend erreicht er das Dörfchen Rhon. Als er sich hinreißen läßt, im Gasthaus ein kleines Konzert mit seiner Laute zu geben, strömt die Dorfbevölkerung nur so zu dieser willkommenen Abwechslung. Dabei macht Celebrindor die Bekanntschaft von Rodric, einem alten Bauern, der sich in Geschichte gut auszukennen scheint. Schon bald stellt sich heraus, daß sein Vater vor vielen Jahren große Teile der Bibliothek des nahen Manwe-Klosters gerettet hatte, kurz bevor dieses von den Dunländern niedergebrannt wurde. Noch heute verwaltet er diesen Nachlaß.

    Keine Frage, daß der Dunedain am nächsten Tag diese Bücher sichtet und tatsächlich dabei auf einige interessante Chroniken stößt. Da wird erwähnt, daß der Assiduus nur bei Nacht wirken und fließendes Wasser nicht queren kann. Außerdem wird er durch einen besonderen Gegenstand auf sein Opfer geprägt, um diesem in jeden Winkel der Welt folgen zu können. Und als Celebrindor eine Zweitschrift seiner kürzlich erstandenen Chronik Arnors entdeckt, ahnt er, daß es dieses Buch war, daß ihn für den Assiduus zum Opfer gebranntmarkt hatte! Also heißt es, das Buch loszuwerden. Celebrindor sucht den örtlichen Schrein des Manwe auf, um das Buch dort abzulegen. Später am Gasthaus muß er aber feststellen, daß es nicht so leicht ist, sich des Buches zu entledigen: Er trägt es noch immer bei sich!

    Und als er dann im neuangekommenen Gast in der Herberge noch den Händler aus Ohtar erkennt, bildet sich langsam ein dicker Kloß des Entsetzens im Hals des Dunedains. Er beschließt, die Nacht lieber am Ufer des Flusses als im Bett zu verbringen. Und in der Tat, eine gute Idee: In der Nacht erscheint tatsächlich der Assiduus und versucht Celebrindor ein zweites Mal zu töten. Doch ein paar schnelle Schritte rückwärts in den Fluß bringen ihn in Sicherheit. Ob es seine Furcht war oder ob er eben diese so gut zu unterdrücken mochte weiß ich nicht, jedoch trotzte Celebrindor dem Dämon, ja forderte ihn sogar heraus, daß seine Seele noch nicht zur Disposition stände! Unverrichteter Dinge und heulend vor Wut mußte der Dämon im Morgengrauen aufgeben - zumindest für diese Nacht..

    Am nächsten Morgen verspricht Celebrindor dem Wirt noch eine weitere Kostprobe seines musikalischen Könnens am Mittag und läd auch den Händler aus Ohtar ein, der eigentlich lieber weiterreisen würde, aber den Überredungskünsten des Dunedain nicht gewachsen ist. Mittags ist dann der Schankraum der Herberge auch gut gefüllt, als Celebrindor eine Geschichte zum Besten gibt, in der es um Dank und Gerechtigkeit geht. Krönen möchte er diesen Vortrag mit einem Gedenkgebet am Manweschrein und die gerührte Dorfbevölkerung begibt sich tief bewegt von der Geschichte dorthin. Am Schrein weist Celebrindor entschuldigend auf den Händler und gesteht, diesen ehrenwerten Mann vor einigen Tagen übervorteilt zu haben. Für nur ein Goldstück habe er jenes wertvolle Buch erstanden, könne aber nun mit dieser Schuld nicht länger leben. Manwe selbst habe die beiden Männer hier noch einmal zusammentreffen lassen, um dieses Unrecht aus der Welt zu schaffen. Ergriffen bietet der Dunedain an, das Geschäft rückgängig zu machen. Der Händler wehrt heftig ab, er wolle das Buch nicht zurück und auch Celebrindor bringt es im ersten Versuch nicht fertig, sich vom Buch zu trennen. Doch als der Dunedain den alten Rodric unter Manwes Augen als Zeugen beruft und die von dieser Geste sehr bewegte Menge lautstark Gerechtigkeit fordert, gelingt die Übergabe des Buches an den Händler.

    Während Celebrindor erleichtert zur Herberge zurückgeht und von der Menge als aufrichtiger und ehrenvoller Mann begleitet wird, spannt der Händler furchterfüllt seinen Wagen an. Mit knallender Peitsche verläßt er Rhon, Panik blitzt aus seinen Augenwinkeln. Drei Tage später fand man seinen Leichnam grausam entstellt am Wegesrand. Und noch lange fragte man sich, was das für Wölfe waren, die den armen Reisenden so zugerichtet haben mögen...

    So wurde es mir berichtet,
    Nimril Voca'aran


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    wolf.krueger@dlr.de
    Sept 1997