Löwe und Schwan
GM - Thomas ''Eldron'' Glaesker
PC's - Elanarion
Zeit: Mai 2966
Wir schreiben den 23.5.2966, unsere Gruppe erholt sich in Minas Tirith von den Schrecken in den Hügelgräberhöhen, jeder auf seine eigene Art und Weise. Ich packe gerade meine Sache, um einen kleinen Abstecher nach Caer Quimen zu machen, einem Rittergut etwa anderthalb Tagesreisen südwestlich der Stadt. Als Elanarion davon erfährt, daß ich einen Bardenkollegen namens Tindur dort besuchen will, versetzt ihn dies zwar nicht gerade in Begeisterung, doch die Aussicht, endlich wieder etwas zu erleben, verleitet ihn dazu, sich mir anzuschließen.
Gegen Abend kehren wir in einem Rasthof am Wegesrand ein. Am nächsten Morgen nehmen wir dann die letzten Meilen in Angriff, als uns zwei Reiter im Galopp entgegen kommen. Sie fragen nach einem anderen Reiter, den sie offensichtlich suchen. Da Elanarion und ich ihnen aber nicht helfen können, reiten sie weiter. Kurz darauf bemerken wir im Gebüsch seitlich der Straße ein Pferdewiehern. Wir halten und finden einen toten Soldaten dort liegend. Er ist soeben erst seinen Verletzungen erlegen und trägt als Wappen einen weißen Schwan auf blauem Grund. Der Mann paßt auf die Beschreibung der beiden Reiter von vorhin. Eine kurze Durchsuchung fördert ein Pergament zutage, versiegelt mit dem Zeichen des Schwans.
Elanarion entscheidet, das Siegel nicht zu erbrechen, da ihn der Schwan überdeutlich an sein eigenes Familienwappen erinnert, nur mit dem Unterschied, daß der Schwan schwarz ist. Also reiten wir weiter und erreichen gegen Mittag die Hügel um Caer Quimen. Doch das Bild, daß sich uns bietet, hätten wir nie im Leben erwartet: Die Burg, auf deren Zinnen der weiße Schwan weht, wird von einer Heerschar belagert. Und die Fahnen der Belagerer ziert ein Löwe auf weißem Grund!
Unser Unwissen über die politische Lage hier im Lebennin zwingt uns zur Vorsicht. Viele Bewohner des Dorfes scheinen geflüchtet zu sein, der Rest steht vermutlich unter Arrest in den Räumlichkeiten des Tempels. Wir umgehen daher das Heerlager, um andersweitig noch mehr Informationen zu erhalten. Dabei suchen wir zunächst den Schutz des Thaenwaldes auf, wo wir auf eine Bauernkate treffen. In der verlassen wirkenden Hütte stöbern wir aber nach kurzer Suche das Bauernehepaar auf, die sich unserem Zugriff entziehen wollten. Doch bevor wir sie befragen können, tauchen zwei Soldaten der Belagerer auf. Im folgenden Gefecht habe ich verletzungstechnisch etwas Pech, Elanarion wächst aber über sich hinaus und entscheidet den Kampf für uns.
Zum Glück stellt sich die Frau des Bauern als äußerst begabte Kräuterheilerin heraus, so daß ich zumindest für den Moment wieder hergestellt werden kann. Und so erzählt der Bauer von der aktuellen Lage. Der hier ansässige Ritter Yorgin von Caer Quimen hatte zuletzt Besuch von seinem Cousin Baron Lorin von Lor Afgold und dessen Tochter Milgwyn, die er zu heiraten gedachte. Nun geht aber das Gerücht, Yorgin habe Lorin ermordet, dessen Baroninsignien gestohlen und halte Milgwyn gefangen. Daraufhin ist Lorins Sohn Nuolin mit seinen Soldaten aufgetaucht, um Yorgin zur Rechenschaft zu ziehen.
Das ist harter Tobak. Wir entschließen uns, diese Einschätzung der Dinge durch einen Lauschangriff auf Nuolins Zelt zu bestätigen. Dabei wird Elanarion aber entdeckt und nach kurzer Flucht gestellt. Im Laufe des Verhörs durch Nuolin stellt Elanarion die Lage aber klar, daß er kein Spion derer von Quimen ist -- auch wenn er ein versiegeltes Pergament bei sich trägt, in dem Yorgin von Quimen einen befreundeten Grafen um militärischen Beistand bittet. Nuolin bestätigt im Gegenzug die Geschichte des Bauern und fügt noch hinzu, daß Milgwyns Hochzeit mit Yorgin eigentlich dazu dienen sollte, die lange Fehde zwischen Quimen und Afgold zu beenden, Yorgin aber schon immer dazu tendierte, alles haben zu wollen. Außerdem erfährt Elanarion, daß das Haus Quimen tatsächlich weitläufig verwandt ist mit seinem eigenen Adelsgeschlecht in Umbar, die Ähnlichkeit der Wappen also nicht von ungefähr ist. Daraufhin fordert Elanarion von Ehrenmann zu Ehrenmann das Recht, zunächst selbst diese Schmach für seine Familie zu tilgen. Nach harter Verhandlung willigt Nuolin ein, Elanarion und einer Handvoll Soldaten aus Afgold zu erlauben, zunächst ungesehen in die Burg einzudringen, bevor er selbst mit dem Sturm beginnt.
Die Vorbereitungen sind schnell getroffen, und nach Elanarions Plan soll das Eindringen in die Burg über den durch den Burggraben gespeisten Brunnen geschehen. Zuvor unentdeckt geblieben, habe ich mich inzwischen zu erkennen gegeben, bleibe aber aufgrund meiner Verletzungen im Lager zurück. Gegen drei Uhr morgens ist es soweit. Elanarion bricht mit fünf Begleitern auf. Das Anpirschen an die Burg dauert nahezu eine Stunde, dann endlich gleiten die sechs Gestalten ins Wasser. Viele Tauchgänge durch den eben passierbaren Zufluß zum Brunnen sind nötig, bis man endlich ein ausreichend großes Schlupfloch in das Schutzgitter gebogen hat, das zwar rostig und brüchig ist, aber trotzdem im Wege steht, um gerade ein solches Eindringen in die Burg zu verhindern.
Endlich am Fuße des Brunnens angekommen, gilt es diesen mit Hilfe eines Seiles zu erklimmen sowie den Schmied und seinen Gehilfen zu überwältigen. Eine kurze Suche fördert Lorins Leichnam zutage, der tatsächlich durch einen Messerstich von hinten gemeuchelt wurde. Im ersten Stock findet die Gruppe das schwer bewachte Zimmer von Milgwyn. Durch beide Türen stürmen die sechs Kämpfer den Raum und nehmen nach hartem Kampf Yorgin gefangen und befreien Milgwyn. Doch natürlich formiert sich Widerstand. Zwei Gegenangriffe muß Elanarion abwehren, ehe es zu Verhandlungen kommt, in denen ein freier Abzug der Eindringlinge einschließlich Milgwyn gegen die Freilassung Yorgins ausgehandelt wird.
Elanarion gibt durch ein Fenster Nuolin das verabredete Zeichen zum Angriff, dann bewegt sich seine Gruppe mit Milgwyn und Yorgin zur Zugbrücke, die für den freien Abzug heruntergelassen werden soll, ständig belauert von Yorgins Vasallen. Deren Angriff erfolgt dann auch direkt an der Zugbrücke. Drei von Elanarions Begleitern fallen, Yorgin entkommt zu seinen Leuten. Doch mit letztem Einsatz entkommen die übrigen und retten sich in den ersten Stock, erkämpfen sich den Zugang zur Winde und lassen die Zugbrücke hinunter. Zugleich hat Nuolin seinen Angriff begonnen. Erste Wurfgeschosse schlagen in der Burg ein, ein erster Stoßtrupp überquert die Zugbrücke. Damit ist Yorgins Schicksal besiegelt. Die Schlacht zieht sich noch etwas hin, doch dann ist der Widerstand gebrochen. Yorgin selbst wird im Zweikampf mit Nuolin erschlagen.
Milgwyn ist befreit, die Familienehre für Elanarion wieder hergestellt. Der Rest der Angelegenheit ist Politik, und da ein Corsar in gondorianischer Politik eh keinen hohen Stellenwert hat, ist es an der Zeit, sich von Nuolin zu verabschieden. Und der eigentliche Grund für unsere Reise, den Barden Tindur auf Quimen zu besuchen, hat sich auch erledigt. Dieser hat nämlich beim ersten Anzeichen von Gefahr das sinkende Schiff, sprich die Burg verlassen. An Schlauheit hat es uns Barden noch nie gemangelt. Oh, ich merke gerade, meine Verletzungen sind gar nicht so schlimm, wie ich vor der Schlacht noch dachte. Na sowas...
So geschehen und aufgeschrieben von
Eldron deLoessian