oder
''Laßt mich mal vor!''
Zeit: 20.4.-2.6. 2965
Gamemaster: Elrond Elchtep
Nun, der Anschlag scheiterte, und das hatte zwei Konsequenzen: rohirrische Truppen marschierten in Cuil ein und setzten dort einen ''Berater'' ein, und Lifuld verlor seinen Baron. Regin, Graf von Kirn, bestellte einen nahen Verwandten als neuen Baron. Dieser dachte jedoch gar nicht daran, nach Thromford zu ziehen, sondern versilberte den Herrensitz derer zu Lifuld augenblicklich.
Wenige Wochen nach dem Verkauf des Herrensitzes an eine gondorianische Familie kam Kaldun nach Thromford, wo er für die kleine Gruppe von intrakulturellen Forschern in Eldorans Anwesen (=Höhle) Heilkräuter besorgen wollte. In der kleinen Schänke des Dorfes hörte er zum ersten Mal von dem Fluch, der auf dem Herrensitz liegen sollte. Kaldun erinnerte sich an seinen leeren Geldbeutel und Silans Vorlieben für schwarzmagische Gegenstände und bat den Händlersohn zu kommen.
Am 20.4.2965 erreichen Silan und Eldoran Thromford. Am selben Tag macht auch eine Kompanie rohirrischer Soldaten Rast in dem Ort. Die Soldaten, unter ihnen Corum, hatten dafür gesorgt, daß aus Cuil in Zukunft nicht mehr Heerscharen von Intriganten und potentiellen Königsmördern kommen würden.
Unter die Soldaten hatten sich auch Cydarr und seine Cousine Valeria gemischt. Cydarr war als Geldeintreiber unterwegs.Er hatte die günstige Gelegenheit genutzt, mit Hilfe der Truppen Druck auf die säumigen Schuldner Rochs in Cuil auszuüben.
Wir teilen uns die wenigen Zimmer in der Herberge. Außer uns gibt es nur noch drei andere Gäste: Fokalt, ein gondorianischer Arzt, Brach-Al-Ger, Holzhändler aus Minas Tirith und Simora, dem Vernehmen nach Weinhändlerin aus Dorwinion. Schon bald findet Eldoran allerdings heraus, daß es mit Simoras Kenntnissen über Weine nicht allzuweit her ist.
Auch die anderen sind nicht untätig. Sie stürzen sich auf Thom, einen Jungen, der tagsüber als Diener im Herrenhaus arbeitet. Thom erzählt bereitwillig, was er über die neuen Besitzer des Herrensitzes weiß. Die Familie kommt aus Gondor und besteht aus Vater, Mutter und zwei äußerst unsympathischen Blagen im Alter von 15 und 16 Jahren. Und sonst? Na klar, jedem ist doch bekannt, daß es im Herrensitz spukt. Nur die Besitzer wollen davon nichts wissen.
Also beschließt Eldoran, einen vor dem Haus liegenden Findling nach der Geschicht des Hauses zu fragen. Der Stein formuliert jedoch so langsam, daß die ''Unterhaltung'' mehrere Stunden dauert...
Kaum ist Eldoran zurück, hören wir ''Feuer, Feuer''-Rufe vom Herrenhaus. Wir stürzen zur Hilfe - doch groß ist unser Erstaunen, als die Besitzer jede Hilfe ablehnen und den Brand umständlich selber löschen. Silan beschließt, dem Hausherren nächsten Tag einen geschäftlichen Besuch abzustatten.
Cydarr betätigt sich auch, er durchsucht Fokalts Zimmer; sehr zu seinem eigenen Schaden, wie sich erst am nächsten Abend zeigen sollte.
Der 21.4. beginnt mit dem angekündigten Besuch Silans und Cydarrs im Herrenhaus. Grolan, so der Name des neuen Hausherren, scheint auch bereit, fast alle Möbel und den größten Teil der Bibliothek zu verkaufen. Aber das Haus selbst steht auch für eine gute Summe nicht zum Verkauf.
Bleibt dieser Besuch schon ohne Ergebnis, so bringt uns die Durchsuchung Simoras' Zimmers einen Schritt weiter. Es findet sich ein Brief Largons, der offensichtlich ein neues Zentrum des Widerstandes gegen Rohan errichten möchte. Simora scheint als Kundschafterin Largons zu dienen.
Der Tag vergeht mit kleinen Erkundigungen, wir warten auf den Abend, um dann weitere Schritte zu unternehemen. Menhir folgt Simora zu einem geheimen Treffen mit Grolan, der völlig durchnäßt und mit großer Verspätung erscheint. Der Grund der Verspätung liegt in einem erneuten Brandanschlag auf den Herrensitz. Wir hatten ja schon mit so etwas gerechnet, und uns in der Nähe des Hauses versteckt. Promt erschien auch eine Gestalt, die einen Brandsatz in ein Fenster warf. Eldoran und Corum stürzten sich sogleich auf den Übeltäter und schlugen von hinten auf den Fliehenden ein. Nachdem der Täter zu Boden gegangen war (Zitat: ''Laß ihn doch verbluten, dem können wir eh nicht mehr helfen.''), er 140 seiner 140 Hits verloren hatte, erbarmte sich endlich jemand, den Gestürzten umzudrehen. Allgemeine Ratlosigkeit, als sich dieser als Cydarr entpuppte. Und kaum zu glauben - nach längerer Beratung und gegenseitigen Schuldzuweisungen endschied man sich sogar, ihn zu verarzten!
Nun, Menhir weiß von all dem nichts. Sein Versuch, das Gespräch der beiden Geheimnistuer zu belauschen, wird im wahrsten Sinne des Wortes ''vom Winde verweht'', als er sich schwebend über den Waldboden fortbewegen will. Immerhin entdeckt er den versteckten Zugang zum Herrensitz: Durch den Graben kann man offensichtlich ungesehen in den Keller tauchen!
Als man Cydarr soweit hergerichtet hat, daß er wieder sprechen kann, läßt dieser verlauten, er könne sich an nichts erinnern, was in der letzten halben Stunde geschehen sei. Na sowas...
Bevor Corum zur Nacht geht, wirft er noch einen letzten Blick auf das Herrenhaus. Und er sieht deutlich das Gespenst, von dem die Hausbewohner behaupten, es würde nicht existieren!
In der ganzen Aufregung war die abendliche Ankunft unseres Freundes Eldron komplett untergegangen. Er war uns zusammen mit Balara gefolgt, der jungen Frau aus den ''Welten, die nie zuvor ein Mensch erblickt hat''.
Für den dritten Tag (den 22.4.) haben wir uns einiges vorgenommen. Nachdem Cydarr eingedenk des Zwischenfalls vom Vortag einige Zeit alleine in seinem Zimmer geschmollt hat und dabei einen Großteil seiner Hits wieder herbeimeditieren konnte, folgt er mit Menhir dem Holzhändler auf dessen eintägigen Tour zu den verschiedenen Holzfällercamps in der Gegend. Viel frische Luft - der Trip bleibt ebenso gesund wie ereignislos.
Eldoran folgt Fokalt in den Wald und verwickelt ihn dort in ein zwangloses Gespräch. Er ahnt nicht, daß Fokalt aus diesem Gespräch mehr Nutzen zieht als Eldoran selbst...
Corum verbringt den Vormittag betend in seinem Zimmer - plagt ihn sein schlechtes Gewissen oder doch eher Cydarrs unverhohlene Drohungen, die dieser ausgestoßen hatte, als er erfuhr, wer ihn niedergestreckt hatte?
Eldron, Kaldun und Silan begeben sich unterdessen zu Thoms Großvater und lassen sich in die heimischen Sagen einführen. Besonders die Sage um Kodrun interessiert uns. Wir erfahren die Lage seines Grabes, welches sich einige Meilen von Thromfort entfernt in den Bergen befindet. Dieser Stelle statten wir am Nachmittag einen Besuch ab. Nach einem beschwerlichen Ritt erreichen wir eine Schlucht, an deren Grund Steine zu einem Grabmal getürmt sind. Auf einem Findling finden wir folgende Worte eingemeißelt: ''Kodrun, gestraft von seinem Wahn, möge er hier Frienden finden!''. Immerhin überwindet sich die Gruppe, das Grab nicht zu öffnen (Zitat Corum: ''Ich lege keine Hand ans Grab, ich hab doch nicht den ganzen Vormittag umsonst gebetet!''). Der wahre Kern der Sage um Kodrun scheint bestätigt zu sein.
So vergeht mit mehr oder weniger erfolgreichen Aktionen der Tag; die folgende Nacht soll mindestens ebenso ereignisreich werden.
Bei einer Durchsuchung von Simoras Utensilien hatte sich herausgestellt, daß die junge Frau mit den alten Machthabern Cuils im Bunde steht. Die Waldläuferin bemerkt, daß sie enttarnt worden ist; kein Wunder, hatten wir doch ihre Weinflaschen an uns genommen, die sie als Weinhändlerin ausweisen sollten. Simora verliert keine Zeit und flieht noch in der frühen Nacht.
Kurz vor Mitternacht macht sich die komplette Truppe auf den Weg zum Herrenhaus. Wir tauchen in den Graben und finden einen Mauerdurchbruch unter der Wasseroberfläche, der direkt in den Keller führt. Von dort aus gelangt man in den Vorratskeller, wo Lebensmittel für mehr Menschen aufbewahrt werden, als wir in dem Haus vermutet haben. Im Erdgeschoß hören wir die groben Stimmen von mehreren Kriegern; die Vorhut des Versuchs Cuils, sich im Norden Rohans wieder zu etablieren!
Bei dem Versuch, die Flure des Erdgeschosses lautlos zu durchschleichen, gelingt es fast allen, keinen Lärm zu machen - nur Kaldun stolpert. Grolan bemerkt uns sofort, und wir haben keine Gelegenheit mehr, in den Keller zurückzufliehen. Die Gruppe teilt sich. Eldron, Kaldun und Silan fliehen in die Geschirrkammer, Cydarr, Eldoran, Corum und Menhir ziehen sich in einen großen Abstellraum in einem der Türme zurück.
Dank einer ausgezeichneten Illusion Eldrons (im zweiten Versuch; der erste färbte, bzw. entfärbte, Kalduns Kleidungsstücke in reinstem Weiß - keine Illusion, sondern sehr real!) wird die Geschirrkammer-Gruppe nicht entdeckt.
Die Turm-Gruppe wird jedoch aufgespürt. Und warum vorsichtig sein und warten, bis man angegriffen wird? Mit den Worten ''Laßt uns mal vor!'' springen Cydarr und Corum auf den Gang. Vier Hiebe ihrer Gegner, und Eldoran und Menhir können unsere ''erst-schlagen-dann-fragen''-Helden an den Beinen in die Torkammer zurückziehen.
Dennoch liefern die vier ein glorreiches Rückzugsgefecht gegen eine große Überzahl von Gegnern, die allerdings dadurch gehandicapt sind, daß sie alle durch eine kleine Tür in den Raum müssen. Es gelingt unseren Recken die Flucht durch das Fenster. Sie lassen einige schwerst lädierte cuiler Banditen zurück.
Als der ganze Trubel sich legt, strecken auch die verbliebenen drei Abenteurer ihre Nase auf den Gang. Kettengeklapper und Gegröhle sind zu hören. Aus dem Speisesaal des Hauses erscheint das Spukbild eines sehr traurigen und gefrusteten Geistes. Wir sprechen ihn freundlich an, nachdem erfolglos versucht hat, uns Angst einzuflößen. Es handelt sich um den Geist Kodruns, der verdammt ist solange zu spuken, bis der Ring vernichtet worden ist, dem der Ritter sein Schicksal verdankt. Kodrun fand den Ring auf einer seiner Reisen. Das Kleinod machte ihn zu dem habgierigen und unüberlegten Menschen, als der er sich schließlich nach der Ermordung seiner Frau in die Schlucht stürzte. Schrecklichste Strafe für Kodrun ist es allerdings gewesen, von niemanden ernst genommen zu werden. So wurde er in den letzten Wochen ständig von den Kindern des Hausbesitzers Grolan geärgert.
Kodrun hatte auch nie soviel Vertrauen zu einem Menschen, daß er ihm das Versteck des Ringes anvertraut hätte. Zu groß seine (berechtigten) Befürchtungen, der Ring könne auch seinen späteren Finder ins Unglück ziehen.
Bei uns, insbesondere bei Silan, stößt Kodrun auf offene Ohren. Wir versichern ihm, den Ring zu vernichten. So zeigt uns der Geist das Versteck seines letzten Schatzes unter der Wasseroberfläche im Keller.
Wie nehmen den Inhalt der gefundenen Truhe an uns (den Ring sowie pro Person Gold und Geschmeide im Wert von 3.5 gp) und kehren zurück in den Gasthof. Der Geist begleitet uns dabei in einem Stein des Hauses, den wir ebenfalls mitgenommen haben.
Im Gasthof angekommen, gehen wir alle in das Zimmer, welches von Eldoran, Kaldun, Menhir und Silan gemietet worden war. Dort sollen die Verletzten geheilt, die Beute aufgeteilt werden. Niemand fällt etwas besonderes auf. Nur Silan bemerkt plötzlich, daß Fokalt mitten im Raum steht und pendelt. Mit einem Aufschrei stürzt sich unser Südländer auf den Arzt. Dieser hatte versucht, uns zu hypnotisieren und den Ring abzunehmen. Silan ist auf einmal alles klar. Cydarrs unerklärlicher Brandanschlag, alles findet urplötzlich eine Erklärung. Fokalt konnte uns einzeln bei jedem Zusammentreffen hypnotisieren, er war ständig über unsere Pläne und Erfahrungen im Bilde. Und nach jeder Befragung wußten wir noch genau so viel von Fokalts Tun, wie er zuließ.
Silans Angriff, durch diese Erkenntnisse in seiner Wucht vervielfacht, fällt tödlich aus. Fokalt sinkt zu Boden, und bevor wir erwachen, findet das Pendel seinen Weg in Silans Taschen.
Nach dem Lecken unserer Wunden gehen wir zu Bett in dem Wissen, wieder einmal reicher geworden zu sein, hauptsächlich allerdings an Erfahrung...
Corum wird die cuiler Aktivitäten im Hauptquartier der rohirrischen Armee melden. Das thromforder Herrenhaus steht innerhalb kürzester Zeit zum zweiten Mal zum Verkauf - jetzt ohne Geist. Der Ring, ein schwarzmagisches Stück aus Saurons ''Versuchswerkstatt'', wird eingeschmolzen, das Gold soweit wie möglich in die verschiedensten Legierungen verteilt. Kodrun ist befreit, und der Rückkehr zu unseren Wirkungsstätten in Rohan und Umgebung steht nichts mehr im Wege.
Aufgeschrieben von Elrond Elchtep
nach Erzählungen der im Vorspann genannten
Personen im Jahre 2965.