Saubere Geschäfte:

    Tief im Bestechungssumpf von Roch.


    Teilnehmer: Raigam, Elrond, Arag
    Zeit: 17.-19.7.2965
    Gamemaster: Darin Hauihn

    Für den Morgen des 17.7.65 war in Roch eine Gildenversammlung angesetzt, und es sollte eine werden, die noch lange für Gesprächsstoff in Roch sorgte. Schon als wir die Versammlungshalle im Gildenhaus betraten war etwas anders als sonst: Fein säuberlich lag auf jedem Platz die neueste Ausgabe von Vecengetorix` Wöchentlichem Votum. Ein Geschäftsmann, der hier nicht näher genannt werden möchte (wir wissen alle, von wem ich rede), sorgte dafür, daß die Zeitung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.

    Gemeinsam mit den Tagesordnungspunkten der Gildenversammlung, die kurz vor Mittag beendet und sich auf den 19.7. vertagt hatte, gab es nun reichlich Gesprächsstoff, über den zu diskutieren war. Ein neues Ordnungssystem sollte in der Stadt eingerichtet werden, wozu ein Stadtbüttel seinen Dienst bereits angetreten hatte. Desweiteren, und das war das dickste Ding überhaupt, hatte Laron, Fürst von Ostemnet, beschlossen, Teile des Rotlicht-Distrikts abreißen und einer neuen Verwendung zuzuführen. Im Prinzip eine sehr lobenswerte Sache, doch den Gilden hatte er das mit keinem Wort mitgeteilt! Da hieß es natürlich, Nachforschungen anzustellen, wozu sich Arag und Elrond mehr oder weniger offiziell beauftragen ließen.

    Also schwärmten wir aus, um durch neue Informationen die unklare Lage etwas zu erhellen. Raigam war der Unfalltod von Larons Stadtbeauftragten Brem doch höchst suspekt und so inspizierte er zunächst die Leiche im Mandos-Tempel. Hier kam er zu höchst interessanten Ergebnissen: Angeblich war Brem auf der Brego-Brücke überfahren worden, doch über deaths tale wurde Raigam klar, daß Brem auf das sicherlich laut herannahende Gespann überhaupt nicht reagierte!

    Arag versuchte noch Gildenmitglieder und andere Gäste der Versammlung auszuhorchen, fand dabei heraus, daß der Tischler Cyres Brem überfahren hatte und sich gleich danach selbst gestellt hatte. Und weiterhin erfuhr er, daß nicht nur der Abriß des Rotlicht-Distrikts feststand, sondern auch schon für Abriß und Neubau die meisten Verträge unterzeichnet waren! Und dabei tauchte besonders häufig der Name Wail auf, der als Tischler mit Hausbau eigentlich weniger zu tun hatte.

    Und Elrond schließlich begab sich sofort in das Rotlicht-Viertel, nur um festzustellen, daß der Abbruch am nördlichen Ende bereits begonnen hatte. Dabei konnte er sodann auch den Tischler Wail und den Stadtbediensteten Horlan beim Plausch beobachten, beide offensichtlich sehr zufrieden über den Stand der Dinge. Eine kurze Nachfrage erbrachte, daß Horlan Brems Stellvertreter ist und dessen Aufgaben zunächst kommissarisch übernimmt.

    Nachdem wir diese ersten Untersuchungsergebnisse zusammengetragen hatten, war mehr denn je klar, daß da etwas faul war im Staate Rohan. Zunächst kümmerten wir uns um den mysteriösen Tod Brems und ordneten mit Gildenhilfe eine Obduktion an. Dann besuchten wir Cyres und stellten Einstiche an den Hinterteilen seiner Pferde fest: Da hatte wohl jemand etwas nachgeholfen, damit das Gespann durchging und Brem überrollte. Das hieß: Hier handelt es sich wohl eher um Mord, denn um einen Unfall.

    Also führte uns unser nächster Gang in die Verwaltung. Denn schließlich schien der Schlüssel der ganzen Affäre im Abriß gewisser Etablissements zu liegen. Das Grundbuch enthüllte es: Sehr viele der abzureißenden Häuser gehören einem gewissen Trondur, der rechten Hand des Paros, der wiederum große Teile des Rote Laterne-Viertels kontrolliert. Bei Horlan sehen wir die Dokumente ein, die den Abriß der Häuser als Notstandsmaßnahme des Fürsten tituliert. Dabei fällt auf, daß Laron trotz dieser wichtigen Entscheidung gar nicht in Roch zugegen ist, sondern auf seinem Landsitz weilt.

    Nun ist uns Horlan höchst verdächtig, und eine Observierung läßt uns Zeuge werden, wie Horlan zunächst Wail trifft und wir beide schließlich in der Nähe des Palastes, des Sitz des Paros, verlieren. Wir beschließen, das Ergebnis der Obduktion abzuwarten, die am nächsten Vormittag aber leider nur unsere bestehende Hypothese untermauert. Demnach scheint Brem hypnotisiert und anschließend auf der Brücke platziert worden zu sein. Dann wurden die Pferde des nächsten vorbeikommenden Gespanns durch kleine Geschosse zum Durchgehen veranlaßt und so Brem ermordet.

    Eine weitere Observierung Horlans hat zur Folge, daß wir fast das Opfer eines Attentats werden. Ein Gespann rast auf uns zu, um uns zu zermalmen, doch die (magische) Reaktionsschnelle von Elrond und Raigam sorgt für einen frühzeitigen Unfall des Gespanns, bevor es uns erreichen kann. Sofort stürzen wir uns auf die beiden Lenker, den einen muß Raigam noch ein paar Blocks weit verfolgen, doch dieser hat seinem sich teleportierenden und mit Lightning Bolts um sich werfenden Peiniger nicht viel entgegen zu setzen. Schließlich finden sich die beiden Attentäter gefesselt in Arags Handelshaus wieder.

    Dort erfolgt ein Verhör, daß zu Tage fördert, daß wir Trondur und einen seiner Schergen gefangen haben. Einige Papiere in Trondurs Besitz bestätigen engültig unseren Verdacht, es mit einer Verschwörer-Clique um Wail, Horlan und den Paros zu tun zu haben. Doch während wir Trondurs Schergen getrennt verhören, kann dieser trotz Beinbruchs entkommen - eine reife Leistung. Schon nehmen Arag und Raigam die Verfolgung auf und sehen noch, wie Trondur von weiteren seiner Helfer in den Palast gebracht wird. Dann holen die beiden Helfer den Arzt Sarnd, zerren ihn mehr zum Palast, als dieser freiwillig geht. Da greifen Arag und Raigam ein und machen den einen platt, den anderen zum guten Freund. Doch das Erscheinen der Stadtbüttel verhindert weitere Aktionen, so daß sich Raigam und Arag zurückziehen.

    Aber schon haben wir unsere nächsten Schritte geplant: Elrond veranlaßt die Instrumentenbauerin Lorwyn, ein Konzert zur Gildenversammlung zu organisieren, Arag sorgt bei Vecengetorix dafür, daß ein Extrablatt erscheinen wird. Und als Elrond dann noch Harond, ebenfalls Berater von Laron, über Horlans dunkle Pläne ins Licht setzt, ist dieser außer sich und veranlaßt zunächst eine Durchsuchung der Diensträume und anschließend Horlans und Wails Verhaftung. Wir aber kümmern uns um die Herstellung von Raigam-Cocktails, das sind mit einer brennbaren Flüssigkeit gefüllte Gefäße, aus denen ein Lumpen heraushängt, der angezündet werden muß.

    Mit solchen Cocktails gerüstet, statten wir nachts dem Palast einen Besuch ab, der wirklich feurig enden sollte. Auf Arags fast verpatztes Zeichen hin (ja kann der Junge denn nicht mal pfeifen?) werfen wir (jetzt nur noch fast) zeitgleich insgesamt acht Raigam-Cocktails in verschiedene Fenster des Palastes, der daraufhin unrettbar ein Opfer der Flammen wird. Eins der Geschosse landete direkt in Trondurs Bett, der sich fluchend zur Treppe rettete und sich beim Herunterfallen derselben auch noch das andere Bein brach. In dem Zustand wurde er ein leichtes Opfer der Büttel. Wir hingegen zogen uns leise zurück, während die Anwohner alle Hände voll zu tun hatten, daß das Feuer nicht auf die übrigen Gebäude übergriff.

    Der nächste Tag aber wurde eine Großdemo gegen die dunkle Geschäfte im Rotlicht-Distrikt. Denn eines war inzwischen klar: Die nördliche Hälfte sollte zwar abgerissen werden, jedoch im alten Besitz bleiben und Grund für neue höchst gewinnträchtige Spekulationen zu bieten. Doch in der folgenden öffentlichen Gildensitzung, die durch das Bardenkonzert fast schon Volksfestcharakter hatte, warb Elrond in einer flammenden Rede dafür, die Grundstücke des nördlichen Rotlicht-Viertels zu enteignen und dem sozialen Wohnungsbau zuzuführen. Der aufgeputschten Stimmung des durch Vecengetorix` Extrablatt ins Bilde gesetzten Volkes konnte sich auch Harond nicht widersetzen und sagte dieser Resolution zu. So konnten wir den Paros zwar nicht enttarnen, ihn aber um ein hübsches Sümmchen Geld bringen. Es dürfte klar sein, daß wir von ihm nicht das letzte Mal etwas gehört haben.

    Nachzutragen bliebe noch der Selbstmord des unter Hausarrest stehenden Wail, der wohl mit dieser Entehrung, die er sich selbst zugefügt hatte, nicht mehr leben konnte. Er war es auch, der für die Beseitigung Brems sorgte, da dieser hinter die dunkle Geschäfte seines Stellvertreters Horlan gekommen war und die Geschäfte zum Platzen bringen drohte.


    So geschehen und aufgeschrieben von
    Darin Hauihn
    im Jahre 2965

    Der Hintergrund dieser Geschichte:

    Horlan
    ist stellvertretender Stadtbeauftragter von Fürst Laron und damit Brems rechte Hand. Horlan konnte dem Mammon noch nie widerstehen und so ergab sich eine Geschäftsverbindung mit dem Tischler Wail und dem Paros. Gegen Bestechung erlaubte sich Horlan, geplante Maßnahmen des Fürsten gegen das Rotlichtviertel etwas zu beschleunigen und abzuändern. Er besorgte die Fälschungen der fürstlichen Edikte, doch sein Vorgesetzter Brem kam dahinter und wollte die ganze Sache auffliegen lassen. Da bat Horlan Wail um die Beseitigung Brems...
    Wail
    ist Tischler und - kaum zu glauben - ein gewissenloser Elb. Die Aussicht, ohne Wettbewerb die besten Aufträge für Abriß und Neubau im Rotlichtviertel zu erhalten, ließ bei ihm alle Moral fallen, sogar vor dem Mord an Brem (erst hynotisiert, dann absichtlich ein Gespann durchgehen lassen) schreckt er nicht zurück. Kein Wunder, daß solche Leute in Roch binnen 5 Jahren zum Gildenvizemeister aufsteigen!
    Der Paros
    ist die schillernde Figur im Rotlicht-Milieu. Niemand kennt seine wahre Identität, und doch geschieht in diesem Viertel nichts ohne sein Wissen. Etwa 2/3 der Grundstücke gehören ihm über Strohmänner, da hat er natürlich ein vitales Interesse an der Neugestaltung des Rotlichtviertels. Er plant, auf seinen Grundstücken auf Stadtkosten erst einmal umsonst neuzubauen und die Häuser danach langsam ihren alten Zwecken wieder zuzuführen. Wer kann bei einer kostenlosen Renovierung denn nein sagen?


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    wolf.krueger@dlr.de
    Mon Jul 16 1996