oder
Von stillen Weihern und unscheinbaren Steinen
Teilnehmer: Arag, Aragorn, Melisande, Thorec, Sul, (Darin)
Zeit: Frühsommer 2968
Gamemaster: Melisande
Ich erinnere mich, daß wir im Frühsommer 2968 in Roch waren. Eines Morgens standen Arag, Thorec und Sul vor meiner Tür und drängten mich, mit ihnen zu Aragorns Baronie zu reisen. Er sei ganz alleine in die Stadt gekommen , um zu seinem Geburtstag einzuladen. Nun, er habe schon einmal ein wenig vorgefeiert und schlafe sich noch bei Arag daheim aus und man habe sich überlegt, ihn gleich zu begleiten. Also kam ich mit.
Nach einem lustigen Tag bei Arag in Roch brachen wir mit dem ein wenig !! verdutzten Aragorn, der nun doch etwas verärgert über seine fehlende Leibwache war, auf und machten uns auf den Weg zu seiner Baronie. Schon am ersten Reisetag, auch Darin hatte sich uns angeschlossen, hatten wir sehr viel Spaß, so daß wir doch tatsächlich in einer heruntergekommenen Herberge nächtigen mußten, weil wir die Zeit vergessen hatten. Am nächsten Tag erging es uns auch kaum besser, wäre da nicht jener lustige Wandersmann gewesen, der uns mit vielen lärmenden Worten eine seiner Meinung nach ganz besondere Herberge anpries. Die knurrenden Mägen waren nicht zu überhören und unsere Freunde waren das erste und letzte Mal einstimmig der Meinung, man solle die Herberge einmal probieren.
Es erwartete uns ein idyllisches Fleckchen nahe dem Schneebornwald. Ein verträumtes Steinhaus an einem kleinen See mit dem bezeichnenden Namen "Zum stillen Weiher". So schnell waren die Pferde noch nie abgestellt - Da wird ja wohl irgendeiner sein, der sich um sie kümmert...
Rein in die Schankstube, nach Essen und vor allem Trinken gefragt, war eines. Arag stürzte sich sofort und ohne guten Tag zu wünschen auf zwei anwesende Hobbits und fragte sie nach allen Regeln der Kunst aus. Die armen beiden, Fritz Heimlein und Rodo Linheim, auch noch unglückseligerweise wegen einer ebenso unglückseligen Wette auf Wanderschaft (Hobbits wandern doch nicht!) waren so entsetzt, daß sie schnell Rede und Antwort standen, um sich bald in die Betten zu begeben. (Da sieht man es mal wieder: Hobbits auf Abenteuer werden mitunter wunderlich - nicht wahr, Arag?) Ach ja, dann kam, was kommen mußte: der Wein floß in Strömen und löschte Dürste, die gar nicht mehr da waren. Ein weiterer Gast, Scaramir, augenscheinlich ein Dunedain, zeigte die merkwürdige Vorliebe, ständig hinter Sul und Darin hinterher zu laufen, selbst wenn sie den Überschuß des Durstes nach draußen tragen mußten. Höchst eigensinnig versuchte er ebenso Aragorn anzusprechen, der aber für einen Gleichen scheinbar kein Interesse übrig hatte.
Am späten Abend bot sich dem Wirt ein höchst kassenfüllendes Bild, so daß er eilfertig zusammen mit seiner Faru die Gäste in ihre Zimmer geleitete. Der selbst schon zum Weinfaß gewordene Darin und der ebenbürtige Sul verschwanden grinsend in ihrem Zimmer - mit Nachschub. Den anderen erzählte der Wirt redselig davon, daß es manchmal raschle und überhaupt er sei ja sooo abergläubisch und irgendwie raschelten die Bäume und der wilde Wein ums Haus so seltsam. Arag und Aragorn im Nachbarzimmer von Darin und Sul halten das Fenster zwar geschlossen aber das Rascheln kommt eindeutig von nebenan und grölende Kerle machen nicht die beste Schlafmusik. Einzig Thorec lauscht noch in die Nacht, kann aber nichts hören und schlummert ebenso wie ich im Obergeschoß sanft ein.
Der Morgen beginnt mit einer kleinen Wasserschlacht, denn Darin ist nicht wachzukriegen. Was zuerst nach einem Säuferschlaf aussieht entpuppt sich schon nach kurzer Zeit als Schlaf, aus dem es scheinbar kein Aufwachen gibt. Da haben wir die Bescherung. Höchst aufgeregt bestürmen die lieben Freunde den Wirt mit den lieblichen Worten: Der Wein war wohl vergiftet... Der macht die Probe aufs Exempel und fällt - nicht um ! Nchdem ich - Schicksal ! - als Krankenschwester an Darins Bett beordert worden bin, bewegen die anderen den Wirt, sie zu der Lichtung im Wald zu bringen. Schon auf dem Weg lauern in den Köpfen Ungeheuer, Orks und wilde Steinhaufen. Manchmal taucht sogar ein Grabunhold auf. Wie schön, daß auf der Lichtung wirklich ein Steinhaufen ist.
Da kann man ja weiter philosophieren. Mit viel Manneskraft geht es daran, den Steinhaufen langsam aber sicher abzutragen. Was natürlich wieder zu Hunger führt. Und zu noch mehr Durst. Also wird Scaramir beordert ins Gasthaus zu gehen, um Essen zu holen und natürlich etwas zu trinken. (Wie gut, daß Darin schläft!) Als Scaramir im Gasthaus ankommt, ist das Mahl erst einmal dahin. Meine Wenigkeit, die sich ja nicht von Scaramirs Seite rühren durfte, war inzwischen völlig verzweifelt. Je länger die lieben Freunde auf Abenteuer gingen, desto schlechter ging es Darin. Er zitterte und die Augen rollten unter den Lidern. Die Haut wurde ganz kalt und der Arme war ganz unruhig. Was ging hier vor?
Als Scaramir dann vor mir stand , jagte ich ihn regelrecht zurück, die anderen zu holen. Das tat er dann auch und die ganze verschwitzte und dreckige Runde stürzte nach einiger Zeit in das Zimmer, wo ich ihnen berichtete. Nach und nach verbesserte sich Darins Zustand wieder, er schlief ruhig und bewegte sich nicht und die Haut fühlte sich schön warm an. Nachdem die anderen erst einmal gegessen hatten und der Abend dieses Tages ereignislos verging (Bis auf die Tatsache, daß versucht wurde Darin auf die Lichtung zu bringen, was er mit neuerlicher Unruhe, Zittern, katler Haut und Augenrollen quittierte - also wieder zurück ins Bett !!) wurde es in der Nacht noch einmal laut.
Die Herren der Schöpfung wollten doch einmal in den Genuß einer romantischen, sternenklaren Nacht auf einer Waldlichtung kommen. Melisande und Sul harrten bei Darin aus und Sul weckte um Mitternacht Aragorn und die anderen, die auf die Lichtung wanderten. Der große Kämpfer Aragorn allerdings hatte anderes im Sinn. Mit leiser Stimme störte er den Kreis der beiden Schwäne auf dem Weiher und fragte sie nach allerlei Dingen aus. Da die beiden die Nacht genossen und sowieso mehr mit sich beschäftigt waren, hatten sie auch nichts bemerkt außer allerlei Getieres, das immer wieder an diesen Ort kam. (Vielleicht wäre eine Frage nach dem Aussehen dieser Tiere nicht schlecht gewesen).
Leider ging diese Nacht sehr schnell vorbei und ehe man es sich versah krähte der Hahn auf dem Mist und man kam wieder zusammen. Thorec kam als erster auf die gar nicht so dumme Idee, Darin mit dem Weiherwasser zu besprengen. Leider tat sich da nicht viel. Es wurde auch sinniert, ihn ganz in den Weiher zu werfen, aber man ließ doch davon ab.
Nach einigem Hin und Her und fehlenden Geistesblitzen war dann der Wirt dran. Die Mannen waren wohl etwas harsch, so daß der Wirt samt Frau in Tränen ausbrach und um sein rundes, gemütliches Leben fürchtete. Sul beruhigte ihn mit viel Geduld und der Wirt schüttete ihm sein Herz aus. Er und seine Frau lebten schon eine ganze Weile hier - das Gasthaus in dieser Form gab es jedoch erst seit Sommer 2967.
Irgendwie unruhig wurden die beiden seit dem Mai. Es sei so, sagte der Wirt, als beobachte sie etwas und raschele um das Haus. Also immer noch nichts. Mißtrauisch bat Arag mich nach Roch zu fliegen, um dort in den Schriften etwas über diese Gegend herauszufinden. Und während ich auf dem Weg war, ritten die Mannen in den Wald, bis auf Arag, der bei Darin blieb. Die einen protokollieren, was sie taten, während Arag den Zustand Darins minutiös festhielt. Fleißig wurden auf der Lichtung Steine abgetragen und siehe da, es fand sich eine Treppe. Alle zusammen gingen sie die Treppe hinunter. Das wars. Unten an der Treppe begannen endlose Diskussionen, was zu tun sei. In der Ferne polterten Steine und es zischelte auch manchmal. Plötzlich huschte etwas an der Männern vorbei. Jeder wollte es ganz genau gesehen haben - nur leider war die Diskussion doch etwas zu angeregt gewesen. Weiter ging der Disput bis man sich nach etlichem, doch wahrgenommenem Steingepolter dazu entschloß, etwas zu entschließen ! - Arag wurde geholt und die Wirtin hielt Wache bei Darin. So weit - so gut. Irgendwann entschloß man sich dann doch die Gänge zu inspizieren und stieß dabei auf eine kleine Höhle, in der Gerippe lagen. "Sind da nur Gerippe, sonst nichts ?? Liegen die da schon lange - ah, ja, alle durcheinandergewürfelt - na, ja - gehen wir mal weiter. Und siehe da, beim Weitergehen wurde es dann wirklich spannend. Da fand sich doch tatsächlich linker Hand ein durch Geröll und Steinwall fast völlig verschütteter Durchgang. Gerade polterten noch ein paar Steine herunter, so als wäre eben jemand durch die kleine Öffnung oben durchgeschlüpft. Nach ein wenig Disputiererei werfen sich Aragorn und Scaramir todesmutig mit ihren heldenhaften, heroischen und stählernen Dunedain-Gestalten gegen die Geröllwand. Da diesmal leider kein nennenswerter Widerstand da war - nein wirklich nicht ! - liegen die Helden fluchend mit den Nasen im Dreck und der Weg ist frei... (die Blessuren auszuwürfeln, wäre auch nicht schlecht gewesen - Anm. des Verfassers !)
Eine weitere Höhle wurde gefunden, mit einer Anordnung von Steinquadern. Eine quadratische, diagonal zerbrochene Steinplatte in der Mitte wurde untersucht und Sul fand einen kleinen, bemoosten Stein, den er sofort einsteckte: auch was nicht glänzt, kann ja Gold sein. Thorec ließ eine Bronzemünze in den Spalt fallen, die er aber unversehrt unterhalb der Platte wieder aufsammeln konnte und irgendwem als Almosen liegen ließ. Da war ja auch wer, denn während die Tapferen noch fingerten und untersuchten huschte wieder etwas durch den Raum. HINTERHER !!!
Man traf auf einen erneuten Steinwall und schickte sich an, diesen vorsichtig anzutippen, in der Hoffnung er fiele dann schon um. Er fiel leider nicht. Zauber mußte her und der kam dann auch ganz schnell und erfolgreich in Form einer Horde von Orks, die mühelos von der anderen Seite her den Wall einrannten. Welch ein Jubel - endlich Opfer. Der Kampf war in vollem Gange, als Sul sich anschickte mitten im Trubel ein Päuschen einzulegen und vielleicht mal gegen die eigenen Leute zu schlagen. Nach mehrmaligem intensiven Zuraunen von Arag: schmeiß doch endlich den Stein weg - tat Sul das dann auch und wurde wieder ganz friedlich und stürzte sich auf die Orks. Scaramir wurde leider recht übel verletzt aber die anderen schlugen sich wacker und wollten gerade den letzten Ork niedermachen, da stellte man fest, daß er bereits hinterrücks von fremder Hand mit einem Messer erdolcht worden war. Während des Kampfes gab es da noch eine kleine Fumble-Showeinlage von Aragorn, der allen Anwesenden seine neuesten Jonglierkünste mit der Streitaxt vorführen mußte. Leider ist nicht bekannt, ob die Anwesenden die Muße fanden diesem einzigartigen Gleichgewichtstanz Applaus zu zollen.
Jedenfalls wurde der Kampf erfolgreich geführt. Thorec wollte nach der seltsamen Begebenheit mit Sul und dem Stein diesen wieder an seinen Platz bringen. Kaum hatte er ihn jedoch an sich genommen, begann unser Freund sich seltsam zu verhalten und stellte sich feindselig gegen Arag. Mit vereinter Kraft gelang es - Elbereth sei Dank - ihn von dem Stein zu befreien. Alle fanden sich nun doch auf dem Boden der Tatsachen wieder und stellten mit Schrecken fest, daß Darin immer noch nicht geholfen werden konnte. Währenddessen hörte man immer wieder Geräusche. Schließlich fand man einen unterirdischen See - besser gesagt ging ein Gang direkt in Wasser über. Im Wasser war etwas.
Thorec ließ einen kleinen Stein leuchten und grub ihn ein wenig im Schlamm ein. Er bedankte sich für die Hilfe, die dazu geführt hatte, daß ein Ork weniger zu bekämpfen war. Und er fragte ob es wohl etwas gäbe, womit man Darin helfen könne. Nach langer Zeit kroch etwas aus dem Wasser. Mutmaßungen, es sei ein Hobbit wurden laut. Es kam näher an den Stein, und man hörte laut und deutlich die Worte: "Komisches Rätsel, dasss ..." Es nahm den Stein und floh zurück in den See.
Verwundert aber ratlos machte man sich - außer Aragorn - auf, zurück in das Gasthaus zu gehen. Aragorn versteckte sich in einem nicht mehr intakten Treppenaufgang im Dunkeln. NAch einiger Zeit schaute er leise in Richtung See, stieß mit etwas zusammen - stürzte sich darauf - packte es, hielt es und fesselte es. Aber war mußte der eherne, stählerne Recke da hören: Äch, ach", klagte es, ärmer Schatzzz, au, au, tut weh, tut weh ... " - - - - "Schwöre mir", sagte da der zutiefst erschütterte Aragorn, "daß du nicht wegläufst, dann binde ich dich los." Natürlich schwörte es, das sich Gollum nannte - und natürlich band Aragorn Gollum los, der hastunichgesehn schwupps im Wasser verschwand. Ja, ja, ja. Man hörte die Geschichte später von Aragorn selbst natürlich etwas anders ...
Ich war inzwischen aus Roch zurückgekehrt - leider ohne Neuigkeiten. Wir gingen dann alle bis auf Scaramir zurück in die Höhle um diesen seltsamen Stein zu holen und ihn zu Darin zu bringen. Er lag nicht mehr da, wo er zuletzt von Thorec liegengelassen worden war. Die Suche begann systematisch. Wir verteilten uns und hörten wieder die watschelnden Schritte von Aragorns speziellem Freund. Arag fing ihn schließlich.
Gollum wisperte die ganze Zeit etwa folgendes: Wasser löscht Feuer - armer Schatzz - so warm, so warm - schön, aber zu warm - rund ist es, aber nicht Gold - macht warm, aber kein Schatzz - nicht wert ist es, nein, nein - Teile und tauche - sind's 2 ist's nicht 1 - Ist's nicht ganz, so sieht es nicht - armer Schatzzz, ach, ach -
Nun glaubte man, die Platte müsse zusammengeschoben werden, doch nichts geschah. Nachdem dann doch unter den Gerippen noch eine Truhe mit Goldstücken gefunden wurde, (Ich habe meine drei heute noch..) versuchte Aragorn den Wasserlauf zu durchschwimmen, entdeckte einen weiteren Gang und es war klar, daß dieses Wasser zum stillen Weiher gehören mußte. Schließlich packte man den Stein in Lederstücke, spießte das Ganze auf einen Stock und es ging zurück zu Darin. Was dann passierte war ungefähr so: Stein zu Darin ins Zimmer - Darin auf Aragorns Armen vorsichtig in den Weiher getaucht - ohne Stein / Tauchgang mit Stein.
- Darin wurde wieder unruhig und zitterte. Darin und Stein ganz ins Wasser und siehe da, Darin wachte auf. In der ganzen Aufregung hatte leider Arag den Gollum ein wenig zu locker gelassen, so daß dieser auf Nimmerwidersehen verschwand. Darin ließ sofort und unvermittelt eine Schimpfkanonade auf uns los, warum wir ihn so unsanft ins Wasser geworfen hätten und überhaupt. Er erzählt uns noch von einem Traum in dem es am Ende nur noch Feuer gibt. Auch im Traum kommt ein Stein vor - und schaut man hinein, bleibt nur noch Feuer übrig.
Und damit wir nicht alle verbrennen, nimmt Aragorn den Stein und schleudert ihn weit in den Weiher, wo er verschwindet. Wir hatten es gerade noch einmal geschafft. Wer uns da durch den Stein beobachtete und versuchte uns zu beeinflussen, dessen Name ist zu furchtbar um ihn auszusprechen und noch schlimmer endete es, schriebe man ihn auf.
Die Moral von der Geschichte?: Stille Weiher sind oftmals tiefer als man denkt und kleine Steine bringen mehr ins Rollen als manche großen.
Aufgezeichnet von Melisande, Noldor-Elbin, Mittelerde.