oder
Die sehen doch alle gleich aus...
Teilnehmer: Darin
Zeit: 18.10.2970 bis 20.10.2970
Gamemaster: Elrond Elchtep
Ort: Helms Rast
Ein Spätsommertag in Roch. Darin geht seiner Arbeit nach und denkt dabei an seinen Kompagnon und Noch-Baron Aragorn, sowie an die Ereignisse um seinen Freund Elrond. Beunruhigende Neuigkeiten. Dazu diese Ausgabe des VWV mit pikanten Details über die Verstrickungen von Laron und Trahad in Rohan-weite Intrigen. Woher Vecengetorix sein Informationen immer herbekommt? Ein Exemplar dieser Zeitung muss unbedingt nach Candarrogh gelangen. Die Nachrichten zeigen, wie wichtig es ist, sich nun für die Schmiede mit Stahl für den Winter einzudecken. Zum Glück hat Darin beim Stahlkontor von Odoher, einer zuverlässigen Quelle hochwertigen Isengarter Stahls, zwei Wagenladungen Stahl zu sehr guten Konditionen bestellen können.
Da klopft ein Bote an der Tür der Schmiede und übergibt Darin einen Brief, der ihn zu einem satten Fluch veranlasst. Bei der Lieferung des Stahls gibt es, so schreibt Rathar, einer der Meister in dem Stahlkontor, ein kleines Problem - wegen der Zwischenfälle mit Dunländern und Orks im Südosten Rohans möchte er die Ware nur bis Helms Rast bringen. Er bittet Darin, die Ladung in dem kleinen Gasthof an der Grenze der Grafschaften Edoras und Helms Klamm zu übernehmen. Grummelnd schluckt Darin seinen Unmut hinunter, setzt eine Antwort an Rathar auf, übergibt sie dem Boten, und geht in die Stadt, um im Südhandelskontor zwei Wagen mit Fahrern zu organisieren.
***
"Hallo, aufmachen!". Darin klopft an die Tür des befestigten Gasthofs "Helms Rast", den er nach mehrtägiger, fast ereignisloser Fahrt erreicht hat. Begleitet wird der Zwerg von zwei Angestellten aus dem Südhändlerkontor, Enrin und Hangrin. Der Wirt Thorgund öffnet das Tor, nachdem er nach dem Begehr der Reisenden gefragt hat. Er hat auch noch Zimmer frei. Obwohl Darin schon ein oder zwei mal in den letzten Jahren hier eingekehrt ist, kann sich Thorgund nicht an ihn erinnern ("Ihr verzeiht, für uns Menschen sehen die Zwerge sich doch so ähnlich..."). Die Wagen werden untergestellt, die Pferde von Thorgunds Sohn Volkwang versorgt. Rathar ist noch nicht eingetroffen, allerdings sind kurz vor Darin die beiden Rohirric Theowulf und Meinhelm in der Raststätte abgestiegen, welche ebenfalls auf einen Geschäftspartner warten; sie sollen für den Hof von Edoras Pferde kaufen. Von der schwatzhaften Wirtsdame Helma erfährt Darin, dass die Rohirric offenbar Soldaten sind, Meinhelm könnte von seinem Alter her (ca. 60 Jahre) zwar der Vater Theowulfs (Anfang 20) sein, der Umgang der beiden miteinander lässt jedoch eher darauf schließen, dass Meinhelm so etwas wie ein väterlicher Berater des jüngeren Rohirric ist.
Darin wird von drei Einheimischen angesprochen und spielt sehr erfolgreich zwei Runden Darts. Das gewonnene Kleingeld investiert er zur Freude der Beteiligten in Getränke für alle Mitspieler. Durch seinen Erfolg beim Dartsspiel und einige Bierchen angespornt lässt es sich der Zwerg nicht nehmen, Theowulfs Zimmer zu durchsuchen. Zum Glück ist er unsichtbar, so wird er von Theowulf zwar nicht entdeckt (obwohl der sich über die Alkoholfahne in seinem Zimmer schon etwas wundert), aber in dem Zimmer eingeschlossen. Immerhin findet Darin bald heraus, dass es sich bei den beiden Rohirric um Mitglieder des engsten Kreises um die königliche Familie handeln muss, da er ein sehr wertvolles Messer mit einem Fuchs darauf findet, dem Wappen von Edoras. Nachdem er sich mühevoll aus dem Zimmer befreit hat, geht Darin zu Bett, sein Gedanken kreisen aber weiter um die beiden Rohirric - irgendetwas an ihnen gefällt dem Zwerg nicht.
Am nächsten Morgen hilft Darin in der Schmiede aus und nutzt die Zeit zu Fachgesimpel mit dem verletzten Schmied. Als weder Rathar noch der Geschäftspartner der beiden Rohirric mittags angekommen ist, beschließen Theowulf und Darin gegen den Wunsch Meinhelms, ihren Geschäftspartnern entgegenzureiten. Sie sind allerdings noch nicht aufgebrochen, da steht Rathar vor der Tür. Er hatte einen Achsbruch zu reparieren. Auch Theowulf verzichtet nun darauf aufzubrechen. Der Nachmittag vergeht mit Umladen des Stahls von Rathars auf Darins Wagen. Dabei wird der größte Teil der Arbeit von Enrin, Hangrin und Sinnar, einem Gesellen Rathars, erledigt.
Kurz vor dem Abendessen versucht Darin, an Meinhelms Tür zu lauschen. Dieser Versuch kostet ihn ein Drittel seines kostbaren Auenlandtabaks, da Darwyne, die Tochter des Gastwirts, ihn überrascht und Darin so zu einem schnellen und kostspieligen Ablenkmanöver zwingt. Allerdings hat der Zwerg kurz darauf ein Erfolgserlebnis der besonderen Art. Als Meinhelm und Theowulf zu Abend essen, gelingt Darin das Öffnen von Meinhelms Schloss so gut, dass ihm fortan alle Schlösser des Hauses auf bloßes Hingucken gehorchen... Die Durchsuchung des Zimmers bestätigt, dass es sich bei den Rohirric um Noble handeln muss, führt aber sonst zu keinem neuen Ergebnis. Darin zieht sich in sein Zimmer zurück um zu schlafen.
Etwa um drei Uhr des Morgens wird er von einem dringenden menschlichen (oder besser gesagt zwergischen) Bedürfnis geweckt und schleicht über den Hof zur Latrine. Dabei bemerkt er gedämpften Kerzenschein in den Zimmern der beiden Rohirric. Bevor er jedoch den Gründen für die offensichtlichen Schlafstörungen der beiden nachgehen kann, sieht Darin etwas, dass ihn spätestens jetzt hellwach macht - Lichtzeichen in den Hügeln südlich des Gebäudes. Ohne lange nachzudenken und ohne sich noch einmal umzusehen verlässt Darin das Gasthaus und schleicht in die Richtung, aus der die Signale kommen. Nach etwa 250 Metern wird er angerufen. Die Worte sind "Wer da?" - in akzentfreiem Orkisch, welches Darin verdächtig gut versteht. Die überraschende Tatsache, einen Ork vor sich zu haben, macht unseren Zwerg wagemutig. Woher soll er auch wissen, dass nur wenige Meter vor ihm 15 weitere Orks kampfbereit warten... Darin, ohne Rüstung, spring auf und stürmt auf den Wächter zu. Der kann gerade noch "Alarm" schreien, dann wird er vom Zwerg niedergestreckt. Heiserer Rufe, erschreckend nahe, machen Darin spätestens jetzt klar, dass sich eine ihm unbekannte Zahl weiterer Orks in seine Richtung in Bewegung setzt, und er sucht klugerweise das Weite. Während er auf das Haus zuläuft, sieht er noch etwas merkwürdiges - wieder Lichtsignale, dieses mal aber aus dem Tor, durch das er den Hof verlassen, und das er hinter sich zugeschlossen hatte.
Als der Zwerg das Tor erreicht, findet er es weit offen, den Hof dahinter menschenleer. Schnell schließt und verriegelt er das Tor, läuft in den Gasthof und alarmiert mit lautem Geschrei die Bewohner des Hauses. Innerhalb weniger Sekunden tauchen Theowulf aus seinem Zimmer auf, Meinhelm und Rathar kommen aus Meinhelms Zimmer, und Sinnar erscheint aus dem großen Gästeschlafraum. Alle sind bereits komplett (oder in Theowulfs Fall, halb) angekleidet - eigentlich überraschend für die fortgeschrittene Tageszeit, doch Darin ist das erst mal egal. Theowulf und Meinhelm sind Soldaten genug, den Ernst der Lage sofort zu erkennen und sind innerhalb weniger Momente im Hof. Nur Enrin und Hangrin müssen erst einmal aufwachen und brauchen etwas länger.
Die Orks finden das Tor zum Hof wider erwarten verschlossen, lasssen sich dadurch aber nicht abschrecken - sie werfen Enterhaken über die Mauer, und beginnen, die Mauer zu erklimmen. Zum Glück ist die kleine Anzahl Bewaffneter im Hof ausreichend, den befestigten Gasthof zu halten. Als Theowulf und Meinhelm dann noch die Dächer erklimmen und mit ihren Bögen den Weg vor dem Haus beschießen, ist der Angriff bald vorüber. Drei toten Orks im Hof und weiteren vier vor den Mauern steht nur die Verwundung Enrins gegenüber.
Der Kampf hatte gerade begonnen, da setzen sich für Darin schlagartig die Puzzlestücke der letzten Tage zusammen. War ihm nicht Sinnar alleine aus dem großen Schlafraum (mit Südfenster!) entgegengekommen, während Rathar offenbar mit Meinhelm zusammen gewesen ist? Und wo war Sinnar gerade? Darin stürzt zurück in eben jenen Raum und überrascht Sinnar, der gerade ein Seil zum Fenster heraus lässt, entweder um zu flüchten, oder um den Angreifern einen Weg ins Haus zu bahnen. Darin fragt nicht lange, sondern greift Sinnar an, verletzt ihn schwer und schlägt ihn bewusstlos. So sieht Sinnar auch nicht den Ork, der nur Sekunden später am Seil hochgeklettert kommt und seinen Kopf zum Fenster hineinsteckt. Darin ist allerdings in bester Kampflaune und hat auch diesen Ork bald schwer verwundet; dann allerdings stolpert er spektakulär und setzt sich selbst für mehrere Runden außer Gefecht. Der Ork erkennt seine Chance, und es hätte vielleicht schlecht um unseren Zwerg ausgesehen, wenn der Ork nicht schon so schwer verwundet gewesen wäre, dass er dem Blutverlust Tribut zollen musste und stürzte, bevor er Darin in Aules Hallen schicken konnte.
Nachdem die Orks aufgegeben und die Flucht ergriffen hatten, kann sich Darin der Aufklärung der Ereignisse zuwenden. Bei der Wahrheitsfindung ist nur etwas hinderlich, dass er Sinnar beinahe tot geschlagen hat, und sich dieser auch nicht wieder erholt, sondern am nächsten Tag stirbt. Immerhin erfährt Darin aus dessen Fieberdelirien, dass der Dunländer offenbar den Auftrag hatte, Rathar zu ermorden und den Angreifern den Weg in den Gasthof zu eröffnen. Rathar muss Darin gegenüber zugeben, selber als Doppelagent für Rohan zu arbeiten, was ein Interesse Rohan-feindlicher Kreise an seiner Person erklären würde. Er wollte auf dieser "Dienstreise" nach Rohan seine Auftraggeber (Auftritt Theowulf und Meinhelm) treffen. Allerdings hatte Sinnar im Fieber immer nur von "seinem Klan" halluziniert, die Vermutung liegt also nah, dass er von den Orks nichts gewusst hatte. Sinnar gehörte einem als Rohan-feindlich bekannten Klan an und hatte eine erstklassige Schmiedeausbildung in Isengard genossen. Rathar war im Laufe der Zeit nur aufgefallen, dass Sinnar außerordentlich neugierig war, aus jetziger Sicht muss man die Neugier wohl eher als Spitzelei interpretieren. Aber für wen? Über die wahren Hintermänner und ihre Motive kann nichts mehr in Erfahrung gebracht werden.
Am nächsten Tag reisen alle Akteure ab. Rathar wird in Odoher sehr vorsichtig sein müssen. Darin äußert noch eine Vermutung über die wahre Identität Theowulfs, und das letzte, was der Zwerg beim Wegreiten hört, ist die geflüsterte Frage Meinhelms an Theowulf: "Und Ihr seid sicher, dass es sich bei dem Zwerg um DEN Darin der Turniere handelt? Woher wollt Ihr das wissen, die sehen doch irgendwie alle gleich aus...".
***
Epilog: Der Mann im schwarzen Umhang beugte sich über die Nachrichten, die ihm der Bote gebracht hatte und saß ein paar Minuten lesend dar, während sein Gegenüber still blieb. Die Nachrichten aus Rohan waren gut, die Gefahr eines offenen Bürgerkriegs lag in der Luft. Wenn man sich auf etwas verlassen konnte, dann war es die Rachsucht der Dunländer - hunderte von Kilometern vom Heimatland einen Rachefeldzug starten, ohne einen Rückzugplan... Bei der nächsten Nachricht allerdings verfinsterte sich sein Blick. Wenn es etwas anderes gab, auf das man sich verlassen konnte, war es die notorische Unfähigkeit der Orks, etwas zuverlässig so zu machen, wie man es Ihnen aufgetragen hatte. Immer noch keine Spur, wer der Auftraggeber der rohirrischen Spione im Dunland ist. Der Angriff von einer Unterzahl rohirrischer Bauern abgeschlagen, der einzige Tote ausgerechnet der eigene Informant. Na ja, dann würde man sich um dieses Problem eben noch einmal kümmern müssen. Nur, dass langsam die zuverlässigen Leute ausgehen... Der Mann im schwarzen Umhang wandte sich wieder seinem Gegenüber zu. Er setzte den Turm 4 Felder weiter. "Schach," sagte er, "und es müsste schon mit Sauron zugehen, wenn Ihr Euch da wieder herauswinden könnt..."