In den Fängen der Vergangenheit


    GM - Thomas ''Darin Hauihn'' Glaesker
    PC's - Arag, Aragorn, Elrond, Melisande & Thorec

    Roch, den 26.12.2966. Das Fest des Lichts, gefeiert zu Ehren der Valar für ihren Sieg über Morgoth, ist vorüber. Wie jedes Jahr haben wir fleißig mitgefeiert und auch dieses Mal gehören wir zu den Letzten. Die meisten Stände sind abgebaut, nur auf dem Westmarkt stehen noch einige Buden, an denen es der klirrenden Kälte zum Trotz eine anständige Ration Glühwein gibt. An Gesprächsthemen mangelt es nicht: Das im letzten Herbst zum zweiten Male ausgetragene Immanturnier von Roch hat wieder einen auswärtigen Sieger, die Gareth Knights, gefunden. Die Roch Winners (aus Westroch) benannten sich voller Scham in Roch Raiders um und verabschiedeten sich ins Trainingslager nach Dol Amroth.

    Beim Gedanken an diese Schande bestellt sich Thorec erst einmal ein Schwarzbier. Diese Winterspezialität des Braushauses Wolther hat schnell einen wachsenden Freundeskreis gefunden. ''Ach übrigens'', fährt Thorec fort, ''morgen wird der neue Rektor der Priesterschule in sein Amt eingeführt.'' Ja, die Priesterschule. Seit zwei Jahren nun schon werden dort Priester ausgebildet. War das damals ein Kampf unter der Baustelle der Schule, als uns der Pferdezüchter Alas ans Leder wollte. Damals war auch Darin dabei, damals. Beim Gedanken an den verstorbenen Freund verstummen die Gefährten. Zu tief sitzt der Schmerz, obwohl das alles schon fast zwei Jahre zurückliegt. Damals, als Darin von einem Pferdegespann vor den Toren Rochs überrollt wurde...

    Ein Gasthof in der Nähe von Erech. Melisande und Eldron sind hier abgestiegen nach einem Herbst voller Abenteuer in Gondor. Den Rest der Gruppe wollen sie in zwei Wochen in Erech treffen. Plötzlich hört Melisande Eldrons Hilfeschreie. Sie stürmt in sein Zimmer und findet ihn zusammengebrochen auf dem Fußboden, zitternd umklammert er den Zauberstab, den er im Abenteuer gegen den Todesritter von Coentis an sich gebracht hatte. In letzter Zeit hatte sich Eldron immer mehr ins Studium dieses Artefakts für Zeitreisen vertieft.

    Melisande beruhigt Eldron und schafft ihn aufs Bett. Als sie ihm den Stab abnimmt, hat sie eine Vision: Drei Gestalten, zwei kleine und eine große, stehen ein paar hundert Meter vor einer Stadtmauer und wühlen in einem kleinen Feuer. Plötzlich taucht aus dem Nichts ein Pferdegespann auf und überrollt eine der kleinen Gestalten, die aussieht wie ein Zwerg. Die Vision verblaßt, erstaunt betrachtet Melisande den Stab, als Eldron noch einmal zu sich kommt. Er stammelt noch Worte wie ''Roch ... Darin ... warnen ...'', dann sinkt er bewußtlos zurück. Ein kurzer Blick auf Eldron bestätigt Melisande, daß er zur Zeit viel zu schwach ist, um selber nach Roch zu reisen. So packt sie ihre Sachen, läßt Eldron in der Obhut der Wirtsleute zurück und macht sich auf den Weg...

    Roch. Wir sitzen gerade gemütlich in der Schmiede - draußen klirrende Kälte - als es klopft: Melisande steht vor unserer Tür. Da uns unbekannt, bitten wir sie höflich aber nicht ohne gesundes Mißtrauen hinein. Nachdem sie uns ihre Vision von Darins Tod geschildert hat, beginnt eine rege Diskussion über die Vergangenheit, Zeitsprünge und natürlich den sonderbaren Stab, den Melisande mitgebracht hat. Die Noldo berichtet auch noch über eine zweite Vision, in der sie die Ermordung einer Person durch einen Armbrustschützen vom Dach eines Hauses sah.

    Eine nähere Beschreibung dieser Person und des Tathergangs lassen uns darin die Ermordung von Corum vor nahezu zwei Jahren erkennen. Beim Verlassen des ''Amboß'' traf ihn der tödliche Bolzen. Kurz zuvor war ein anderer Mord geschehen und Thorec war als dringend tatverdächtig festgenommen worden. Obwohl wir alles versucht haben, konnten wir seine Unschuld nicht beweisen, und nun sitzt er seitdem im Kerker unter der Burg von Roch. Als die Erinnerung an dieses Drama in uns wach wird, verstummen wir betroffen. Nur Melisande hat das unbestimmte Gefühl, Thorec hätte noch vor wenigen Augenblicken bei uns gesessen...

    Dieses Gefühl hat Thorec selbst auch, andererseits - er schaut sich versonnen in seiner kleinen Zelle um - ist dieses hier sein Heim der letzten Jahre. Aber merkwürdig, hat ihn denn niemand seiner magischen Fähigkeiten beraubt? Tatsächlich, ein Fingerschnipp, und sein bester ''Freund'', der Wächter, erkärt sich bereit, sofort eine Nachricht an Aragorn und die übrigen zu überbringen. Als wir diese erhalten, erhält unsere Theorie der Zeitsprünge eine neue Bedeutung. Aber wer, wie, ...?

    Elrond will auf jeden Fall den neuen Rektor der Priesterschule einmal genauer unter die Lupe nehmen. Die anderen bringen wenig Verständnis dafür auf, folgen aber. Als bei seiner feierlichen Amtsübernahme aber sein Name fällt, Agdad, ist das sofort Grund für wilde Spekulationen: Handelt es sich um Dagda, diesen längst vergessenen zaubernden Fiesling, der uns schon mehr als einmal ein Bein stellte? Sein Gesicht erkennen wir nicht wieder, aber es bleibt beim Verdacht. Weitere Nachforschungen helfen uns auch nicht weiter. Er kommt angeblich aus Estiath, ist seit 3 Wochen in der Stadt und sein Vorgänger starb doch etwas zu jung.

    Auf dem Rückweg bemerken wir noch eine Gestalt auf dem Dach von Hambars Schmiede. Doch eine Verfolgung bleibt ohne Erfolg. Den Rest des Tages verbringen wir mit Nachforschungen über die Priesterschule und die heiligen Steine im rohirrischen Kalender. Zwischendurch treffen wir auch überraschend Thorec, der sich dank seiner magischen Fähigkeiten erst einmal ''Hafturlaub'' gegönnt hat. Endlich, gegen 22.00 Uhr eine neue Spur: Falls Darin noch gar nicht zwei Jahre tot ist, sondern durch einen Zeitsprung erst vor kurzem gestorben ist, kann sich ein Zeuge des Zeitsprungs vielleicht noch erinnern. Und wirklich, die Stadtwachen erzählen von einem merkwürdigen Wagen, der vor zwei Tagen vor die Stadttore fuhr, dort kurz verschwand, während er in voller Fahrt war, anschließend wieder auftauchte und zurück in die Stadt fuhr. Und heute morgen kam der Lenker des Gespanns wieder, suchte zu Fuß dieselbe Stelle auf - an der übrigens auch Darin starb - und suchte scheinbar ergebnislos nach irgendetwas.

    Soso, suchen können wir auch. Nach einer Aufbesserung der ''Kasse für das leibliche Wohl bedauernswerter Stadtwachen'' wird uns erlaubt, die Stadt trotz geschlossener Tore kurz zu verlassen. Und tatsächlich findet Thorec einen Stein, einen Chalzedon mit magischer Aura. Der Chalzedon ist der Stein des 25.12., wurde Darin also vorgestern erst das Opfer eines Attentats? Arag, Aragorn und Elrond machen sich auf, Agdad einen Besuch abzustatten. Irgendeine dunkle Ahnung treibt die drei voran. Also machen sie sich einbruch- und kampfbereit und gehen zu Agdads Residenz...

    Inzwischen haben unsere beiden Elben Melisande und Thorec den Stein näher untersucht und glauben, ihn als ''Rückfahrkarte'' in die Zeit des Attentats benutzen zu können. Melisande legt in einer dunklen Ecke des Westmarktes den Chalzedon in das klauenförmige Ende von Eldrons Stab, das für die Vergangenheit verantwortlich zeichnet. Die Klaue am Stabende packt zu, Melisande und Thorec spüren einen leichten Schwindelanfall, dann ist wieder alles normal. Das heißt, nicht ganz, denn plötzlich ist es hell und viel wärmer draußen! Ein Zeitsprung. Melisande und Thorec gehen zum Stadttor, doch dort trauen sie ihren Augen nicht: Ein kleines Feuer brennt in ein paar hundert Meter Entfernung, Arag, Darin und Cydarr stehen davor und holen Papiere aus dem Feuer. Da taucht aus dem Nichts ein Gespann auf, jagt auf die Gruppe zu und überrollt Darin, der tot liegenbleibt. Zu sp„t! Melisande benutzt den Stab ein weiteres Mal, stellt dabei aber fest, daß der Chalzedon fehlt, verloren. Ohne Stein reisen die Elben genau zurück in die Gegenwart. Am Westmarkt finden sie den Chalzedon wieder und unternehmen einen zweiten Rettungsversuch vor den Stadttoren. Dieses Mal gelingt es, Darin wird zur Seite gestoßen, bevor der Wagen ihn erfassen kann, der Fahrer des Wagens kann aber entkommen.

    Gleichzeitig: Arag, Aragorn und Elrond erreichen Agdads Haus, um Darin zu rächen. Darin? Aber der ist doch gar nicht tot, kommt es ihnen in den Sinn. Sie kehren um und finden Darin tatsächlich schlafend in der Schmiede vor. Natürlich sei er nie tot gewesen meint er gähnend. Als die vier wenig später auf Thorec und Melisande treffen, wird ihnen einiges klar. Der vorgerückten Stunde halber verschiebt man weitere Aktivitäten jedoch auf den nächsten Tag.

    28.12. Wir steigen Hambar auf's Dach und finden dort wie erwartet einen weiteren Stein, einen Jaspis. Auf dem Dachfirst sitzend, in der rechten die Waffe, in der linken Melisande festhaltend, springen wir in die Zeit, die uns der Jaspis vorgibt. Es ist Nacht, schneelos, vor uns sitzt ein Mann, die Armbrust im Anschlag und zielt auf eine Gruppe, die soeben den ''Amboß'' verläßt - auf uns!!! Wir fallen über den Attentäter her, verwunden ihn so schwer, daß er vom Dach stürzt. Noch im Fall zappt er sich fort...

    Wir kehren in die Gegenwart zurück und in unserem Gedächtnis taucht sofort die Sensationsmeldung von gestern auf: ein Toter ist vom Dach von Hambars Schmiede gestürzt. Die Leiche wurde in den Mandostempel gebracht, wo wir sie dann auch finden. Eine Untersuchung fördert eine Tätowierung in Form einer schwarzen Lilie zutage. So heißt also unser Gegner. Der Tote selbst ist der neue Hausmeister der Priesterschule. War er Einzeltäter oder steckt doch der neue Rektor dahinter? Aufscluß bringt Melisandes Observation von Agdads Haus, das er mit zwei Komplizen zu einer konspirativen Sitzung betritt. Also müssen wir weiter auf der Hut sein.

    29.12. Wir erwachen am nächsten Morgen in dem tiefen Glauben, daß Cydarr bei dem Orkenüberfall auf Roch vor fast drei Jahren den Heldentod gestorben ist. Hat Cydarr gestern nicht noch gelebt? Also besuchen wir sofort den damaligen Tatort und suchen nach einem Edelstein, der als Katalysator für die Zeitreise wieder liegengeblieben sein müßte. Und tatsächlich finden wir einen Natrolithkristall und bringen ihn kurzentschlossen mit Hilfe des Stabes von Melisande zum Einsatz. Der Zeitsprung gelingt, plötzlich steht alles um uns in Flammen, verängstigte Bürger laufen um ihr Leben, und da kommt Cydarr schon um die Ecke, in einen verbitteten Kampf mit drei Orks verwickelt. Beherzt greifen wir ein, und kaum brechen die zwei ersten Orks tot zusammen, verwandeln sie sich in Diener der Schwarzen Lilie zurück. Ihr Anführer läßt daraufhin auch die Maske fallen, es handelt sich um Dagda alias Agdad. Aragorns Schwerthieb trifft ihn schwer, noch im Fallen aber zappt er sich weg - wohin? Wo eben noch Dagda stand, liegt nur noch ein Obsidian. Ohne Nachzudenken - eigentlich ist doch heute der Tag des Achat - wird der Obsidian, der Stein des Bösen benutzt.

    Schon beim Sprung merken wir es, irgendetwas stimmt nicht, etwas ist anders als bei den anderen Zeitreisen: Melisande, die wir sonst immer berühren mußten während des Sprungs, ist fort. Verloren in den Spähren des Nichts, zwischen den Zeiten. Melisande hört noch Dagdas hämisches Gelächter, daß wir auf seinen Köder hereingefallen sind. Nur mit letzter Anstrengung kann Melisande die Magie des Stabes auf ihre verlorenen Freunde richten und findet diese schließlich in der Vergangenheit, kurz vor dem Kampf gegen Alas' Schergen unter der Tempelschule im Jahre 2961.

    Doch wir befinden uns in den realen Körpern von damals. Thorec, Elrond und Darin sind eingesperrt in einer Zelle, Aragorn, Arag und Dwalin bemühen sich, das Schloß zu öffnen. Gerade noch rechtzeitig, denn schon stürzen sechs Schergen von Alas auf uns zu, Gutes führen die nicht im Schilde. Zugleich bemerkt Melisande entsetzt, daß der Stab zu kollabieren droht. Der letzte Zeitsprung hatte einen Beinahe-Burn-Out des Artefaktes zur Folge. Melisande mobilisiert ihre und des Stabes letzte Kraftreserven für eine allerletzte Rückreise in die Gegenwart. Inzwischen sind die Schergen mit ein paar gezielten Hieben gefällt worden, und dank Melisande gelingt uns der Sprung zurück...

    Glücklich, überlebt zu haben kehren wir in eine Gegenwart zurück, in der alles so ist, wie es sein sollte. Naja, fast alles. Dagda ist entkommen, aber immerhin kennen wir jetzt einen der ganz großen Führer der Schwarzen Lilie. Und Melisandes Stab ist seiner Zeitreisefähigkeiten beraubt. Aber wer weiß, vielleicht kann er reaktiviert werden oder dient noch anderen Zwecken. Melisande will sich das Artefakt auf jeden Fall noch etwas näher anschauen.

    So geschehen und aufgeschrieben von

    Darin Hauihn


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    wolf.krueger@dlr.de
    Mon Jul 17 1996