Stille Wasser

    oder

    Leibeigene in Isen

    -- Ein Abenteuer ohne Zauberer, Priester und Rätsel --


    Teilnehmer: Bratar, Darin, Kaldun, Menhir, Mylore
    Zeit: 25.5.-2.6. 2964
    Gamemaster: Elrond Elchtep

    Im Frühsommer des Jahres 2964 besucht Kaldun wieder einmal Roch. Er hat einen neuen und eher ungewöhnlichen Auftrag. Der König will in Zusammenarbeit mit vielen Händlern einen Kanal zwischen Schneeborn und Isen einrichten lassen. Deshalb soll Kaldun in der Bibliothek zu Roch Nachforschungen über vorhandenes Kartenmaterial treiben. Ein Teil des Kanals ist bereits fertig und in diesen Tagen in Betrieb genommen; er soll die Transportkosten von schweren Gütern zwischen Edoras und Odoher erheblich verringern. Diese Nachricht hören Darin und Bratar natürlich gerne. Darin plant ohnehin eine Reise zu den Stahlkontoren Isengards in Odoher, Bratar ist aus den selben Gründen auf dem Weg in die Hauptstadt der Grafschaft Isen. Großeinkauf für die Hofschmiede, denn wie tönt die Isengarter Werbung in allen Burgen westlich des Anduins: 'Mit Isengarter Qualitätsstahl hält man sich die Orcs vom Leibe!' (Zitatende).

    Gemeinsam beschließt man, den neuartigen Beförderungsweg auszuprobieren. Kaldun und Mylore werden sich den beiden anschließen, Kaldun, um den Stand der Arbeiten dem König zu vermelden, Mylore, um neue offene Ohren für seine Kunst zu finden und seinen Namen auch im Ostteil Rohans sowie in der Grafschaft Isen bekannt zu machen.

    So reitet man nach Edoras, von wo aus Wagen die noch fehlende Strecke zwischen der rohirrischen Hauptstadt und dem vorläufigen Kanalende bei Dinen überbrücken, und trifft auch bereits einen zufriedenen Kunden dieses Services.

    Eine ereignisreiche Übernachtung geschieht im Städtchen Helmgond. Im Speiseraum der dortigen Gasthaus befinden sich außer uns nur noch drei andere Gäste, von denen einer tief in sein Buch versunken dasitzt. Auf unsere Nachfrage nach der Zukunft des Betriebes erklärt der Wirt, daß man von dem neuen Kanal keinen Rückgang der Kundschaft erwarte, schließlich führe dieser ganz dich am Dorf vorbei, und man lege bereits einen Anleger an, so daß Helmgond auch für Schiffer die geeignete Übernachtungmöglichkeit sei.

    Plötzlich beginnen sich zwei der anderen Gäste für den 'Bücherwurm' am Einzeltisch zu interessieren und setzen sich nach einigen spöttischen Äußerungen ungebeten zu ihm. Als schließlich einer der beiden Grobiane nach einem der auf dem Tisch liegenden Bücher greift, hört man nur noch ein scharfes 'Finger weg!'. Wir sehen mit an, wir Grobian Nr. 1 seinem Gegenüber das Buch entreißt und ihm seine Faust zwischen die Augen hauen will. Fürstensohn Bratar und Darin können da natürlich nicht tatenlos zusehen. Grobian Nr. 2 bekommt schmerzvoll eine verplättet, doch Grobian 1 verpaßt Bratar eine Beule, die man noch ein paar Tage bewundern kann. Wir anderen beobachten amüsiert, wie Bratar in höchst unfürstlicher Wut seinen zähen Gegner niederringt. Schließlich fliegen die beiden Schläger (nein, Bratar ist damit nicht gemeint) jedoch in hohem Bogen aus der Gastwirtschaft, allerdings nicht, bevor sie, auf 'gutes Zureden' Darins hin, die gesamte Zeche gezahlt haben.

    Der von seinen lästigen Tischkameraden befreite Zeitgenosse erweist sich als der Astrologe Menhir, der auf dem Weg nach Isengard ist, wo er in die Lehre gehen will. Nun erkennt auch Kaldun den Zauberer, mit dem er vor Jahren schon einmal einige Abenteuer bestanden hatte. Menhir beschließt, mit uns zu reisen.

    In der Nacht werden wir von einem Todesschrei geweckt. Wir rennen auf den Platz vor der Wirtschaft. Dort liegt ein zerfleischter Toter in ehemals weißer Kleidung, barfuß, mit Narben an den Füßen. Er trägt eine eingebrannt 'B'-Rune auf der Schulter. Wurde er von Werwölfen getötet? - Wir müssen die Sache zunächst auf sich beruhen lassen.

    Der nächste Tag führt uns zur Mündung des Helmbaches in den Isen. Dort übernachten wir im gerade im Bau befindlichen Dorf Lachssprung, wo wir eine neue, obskure Erfindung namens 'Schleuse' bewundern können, die zur Schiffbarmachung des Helmbaches dienen soll.

    Weiter geht es in Richtung Odoher. Kaldun und Menhir erweisen sich als merkwürdige Gefährten. Der eine hantiert immer wieder mit offensichtlich magischen Instrumenten herum, peilt immer wieder Bergspitzen u.ä. an. Der andere geht mit seinem philosophischen Gerede dem Rest der Gruppe auf die Nerven.

    Etwa auf halbem Wege zum neuen Ziel sehen wir auf der anderen Seite des Isen ein Gehöft. Wir verschaffen uns eine Überfahrt und bleiben als Gäste beim Grenzbaron Fortar, dessen Hof offensichtlich Mittelpunkt der Grenzbaronie Bryth ist. Uns allen ist Fortar, der unverholen die Vorteile des Besitzes von Leibeigenen preist, unsympatisch. Nur Menhir ist begeistert, glaubt der Baron doch jedes Wort seiner Weissagungen. Nur schade, daß unser Astrologe nicht die Position des Hofsehers einnehmen will...

    In Odoher erledigen Darin und Bratar ihre Geschäfte. Menhir findet zwar keine Anstellung in Isengart, wird aber dorthin zurückkehren. Mylore begeistert mit seinem Talent dutzende von Zuhörern, und Kaldun stellt die städtische Bibliothek auf den Kopf. Nach zwei Tagen erlischt unser Interesse an der Stadt, wir verschiffen unsere Waren und reisen gen Süden, dieses Mal per Boot.

    In Lachssprung angekommen schicken wir die Boote, begleitet von Bratars Soldaten, in Richtung Edoras. Wir beschließen, dem Grenzbaron Urgas in seinem Gasthaus 'Zum fahrenden Ritter' an der Furt des Isen einen Besuch abzustatten. Urgas gehört zu den erbitterten Gegnern des Kanalbaus, weil er einen Rückgang des Verkehrs durch die Furt befürchtet. Wie wir allerdings erst später erfahren, hat der Baron darum bereits einen Überfall auf das noch nicht vollständig erbaute Lachssprung unternommen, wobei seine als gewöhnliche Banditen verkleideten Soldaten die schon fertigen Häuser niederbrannten.

    Der 'fahrende Ritter' erweist sich als großes Gasthaus mit einer Garnison von etwa 12 Mann, deren Oberbefehlshaber Urgas ist, sowie einem dazugehörigen Fronhof. Die Bauern sind Urgas' Leibeigene. Der Grenzbaron selbst kommt während des Essens zu uns an den Tisch und versucht, uns von der Gefährlichkeit der Schiffahrt auf dem Isen zu überzeugen. Außerdem finden wir heraus, daß es sich bei dem Toten in Helmgond um einen seiner Leibeigenen handelte, der von Urgas' Leuten auf rohirrisches Gebiet verfolgt und von seinen großen Wolfshunden zerfleischt worden war. Aufmerksam gemacht durch Schreie, untersuchen wir in der Nacht das umliegende Gelände und die Bauernkaten, in denen gerade ein Leibeigener wegen eines Fluchtversuches ausgepeitscht wird. Wir werden wiederkommen und aufräumen!

    Die nächste Nacht findet uns wieder an der Furt. Tagsüber hatten wir die rohirrischen Soldaten Lachssprungs von unserem Vorhaben unterrichtet. Diese wollen zwar unter keinen Umständen Gebiet der Grafschaft Isen angreifen, brennen aber auf Rache, als sie über den wahren Drahtzieher des Überfalls auf ihre Siedlung hören und werden auf rohirrischer Seite warten, falls wir von Urgas' Mannen verfolgt werden sollten.

    Unser Versuch, lautlos in das befestigte Gasthaus einzudringen, scheitert ob der Leichtfüßigkeit unseres Barden. Um uns mehr Zeit zu verschaffen, setzen Bratar, Darin und Mylore kurzerhand das ganze Gebäude in Brand; sie verhelfen lediglich Urgas Frau und Sohn zur Flucht aus den Flammen. Kaldun und Menhir wecken unterdessen die Bauern und versuchen, sie zur eiligen Flucht zu überreden. Kein schwieriges Unterfangen, hatte sich ihr Herr doch als extrem grausam erwiesen. Nur einige Ältere bleiben zurück, weil sie kein neues Leben mehr beginnen wollen.

    Nach einiger Zeit haben die Soldaten Urgas' endlich ihre wildgewordenen Pferde unter Kontrolle und greifen an. Es gelingt uns allerdings, den Rückzug der Flüchtlinge bis zur Furt zu decken. Urgas' große Wolfshunde fliehen vor Bratars Ulraschallschrei, doch die Reiter kommen über uns. Nur unser Fürstensohn hält sich, wir anderen werden von den Kämpfern kurzerhand über den Haufen geritten. Diese beginnen, wild auf die zu langsam flüchtenden Leibeigenen einzuschlagen. Doch noch bevor die ersten Toten zu beklagen sind erscheinen die rohirrischen Soldaten auf den nahen Hügeln und veranlassen die letzten Getreuen des Urgas zur Flucht, wobei der arme Mylore noch einmal unter die Hufe gerät...

    Alles in allem ein zufriedenstellender Ausgang unserer Aktion: die Leibeigenen werden freie Bauern in Cair Andros, Urgas Sohn Knappe am dortigen Hof.

    Das Gehöft des Kanalfeindes Urgas brennt bis auf die Fundamente ab, ihm selbst wird wegen des Überfalls auf Lachssprung und den damit verbundenen diplomatischen Reibereien das Kommando über die Soldaten am Furtübergang entzogen.

    Menhir wird sich in einem viertel Jahr wieder in Isengard bewerben, Darin kommt mit über einer Tonne Stahl beladen wieder nach Roch zurück. Und er wird hoffentlich auch in Zukunft den Kanal als billigen Transportweg benutzen können.

    Aufgeschrieben von Elrond Elchtep
    nach Erzählungen der im Vorspann genannten
    Personen im Jahre 2964.


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    Thu Feb 22,1996