Schneeberglöwenjagd

    oder

    Das Alte Volk


    Teilnehmer: Valeria, Thorec, Aragorn, Arag, Kaldun
    Zeit: 19.1.2962 bis 13.2.2962
    Gamemaster: Elrond Elchtep


    Der 14.1.2962 ist ein stürmischer Tag. Die letzten Wochen hat es heftig geschneit,und an der Stadtmauer von Roch türmt sich der Pulverschnee zu hohen Wehen. Die Bauern und Pferdezüchter auf dem Lande nutzen die Zeit zum Reparieren der Dinge, die im Laufe des letzten, arbeitsreichen Jahres zu Bruch gegangen sind. Demzufolge gehen auch die Geschäfte der Schmiede Bragrest recht gut. Auch Tabakhändler Arag kann sich über mangelnden Umsatz nicht beklagen, ist eine kleine Pfeife in dieser kalten Zeit doch eine angenehme Quelle der Behaglichkeit. Thorec hat bei diesem Wetter viel Zeit, sich in Roch einzurichten.

    Elrond Elchtep ist auf dem Weg von seiner Pferdefarm nach Roch, wo er ein paar Metallteile richten lassen will. Etwa auf halber Strecke wird er von einem eilig reitenden Boten überholt. Dieser hat als Ziel die Schmiede Bragrest, wo er Aragorn, Darin und Valeria antrifft, die in die Betrachtung einer Bauzeichnung vertieft sind.

    (Anmerkung des Autors: Da sich vieles in diesem Abenteuer erst in seinem Verlauf ergab, werde ich auf die Trennung von dem geplanten und dem tatsächlichen Handlungsverlauf verzichten. Dinge, die unsere Gruppe erst im Laufe des Abenteuers herausfand, sind vorher kursiv und in Klammern angegeben.)

    Der Reiter hat folgendes zu erzählen: Herzog Bevan von Dunharg hat in einem Wald an der südlichen Landesgrenze für seinen Sohn und eine kleine Gästegruppe eine Jagd geplant. Verfolgt werden soll ein Exemplar des seltenen und scheuen Schneepumas, der im Winter die Hochgebirgsregion verläßt, um in den Wäldern der Vorgebirge zu jagen. Das Fell dieses Tieres ist eine ebenso rare wie begehrte Trophäe. Bevan lädt Aragorn und drei Begleiter ein, die Gesellschaft zu begleiten. Aufgabe der Eingeladenen soll es hauptsächlich sein, ein Auge auf den herzoglichen Sohn, Galdor, zu werfen, ihn vor unvorhergesehenen Unbilden zu schützen und es ihm zu ermöglichen, Schütze des seltenen Wildes zu werden. (Im privaten Kreise läßt Aragorn jedoch keinen Zweifel, daß er gedenke, bei günstiger Gelegenheit den Schneepuma selber zu erlegen...)

    Der Bote, der seinen Namen mit Koldan angibt (sein wahrer Name ist Kaldun), erklärt uns vorher noch, daß der Wald, in dem die Jagd stattfinden soll (der Alte Drug - Wald), das Gebiet der Wosen sei. Die Wosen sind eine alte Kultur, die sich vor der heutigen Zivilisation in die Berge und die Wälder zurückgezogen hat. Der Drug - Wald steht nominell unter direkter Herrschaft des Königs von Rohan; den Wosen ist in uralten Verträgen die volle Selbstbestimmung und die Respektierung der Grenzen des von ihnen bewohnten Gebietes zugesichert worden.

    Am 19.1. reisen folgende Personen nach Dunharg ab: Valeria, Aragorn, Arag und Thorec. In Dunharg, wo wir am 23.1. um die Mittagszeit ankommen, werden wir bei einem abendlichen kleinen Bankett mit der übrigen Jagdgesellschaft bekannt gemacht; man stellt uns vor:

    • Galdor, Sohn des Bevan; 21 Jahre jung, ein guter Bogenschütze und Schwertkämpfer, leider herablassend gegenüber allem "normalen Volk"; in seiner Abwesenheit von Lästerern auch "Nobody" genannt;

    • Djävul, Lehensinhaber aus West- Hard; 42 Jahre alt, ein zunächst recht angenehmer Zeitgenosse; (Seine Ländereien liegen jedoch direkt angrenzend an den Alten Drug - Wald. Somit ist es Djävul nicht möglich, sein Gebiet in diese Richtung auszuweiten. Die Existenz der Wosen und ihre Sonderrechte, gepaart mit einer abergläubischen Furcht vor vermeintlichen Greueltaten letzterer lassen ihn die Vernichtung der Wosen predigen, wann immer es ihm opportun erscheint. Djävul wird auf dieser Jagd viele kleine Unfälle inszenieren (er würde selbst vor einem Mord an einem Jagdteilnehmer nicht zurückschrecken) und versuchen, die Schuld den Wosen zuzuschreiben.)

    • Skadi, Tochter eines nicht näher genannten nordgondorianischen Fürsten, dessen Ländereien an Dunharg angrenzen; 22 Jahre, ein reizendes Mädchen, das allerdings auch gut mit Waffen umgehen kann; (Ihr Ziel ist es, sich den herzoglichen Sohn Galdor "zu angeln", auf daß sich das Einflußgebiet ihres Vaters (und damit später ihr eigenes) vergrößere.)

    • Wudrov, Sohn eines reichen Kaufmanns, dem Bevan noch einen Gefallen schuldig war; 27 Jahre, ein Angeber, ungestüm und ungehobelt; während des Abenteuers auch als "Wuff" bezeichnet; (Wudrov wird der erste sein, der beim Anblick eines beliebigen Wildes drauflos zu schießen beginnt. Dieses bringt ihn sofort in Konflikt u.a. mit Gilrain.)

    • Havanar, Sohn eines reichen Kaufmanns aus Gondor, der sich in die Expedition "eingekauft" hat; 26 Jahre alt, geistreich und intelligent, mit wenig Jagdkenntnis, aber großem Wissen; (Havanar kommt zwar aus Gondor, ist aber mitnichten ein Kaufmannssohn. Havanar ist Mitglied der Magierakademie, und sein Forschungsgebiet ist die arkane Magie. Die Wosen hatten zu ihrer Blütezeit hochentwickelte magische Fähigkeiten, die sich besonders in kunstvollen magischen Statuen manifestierte. Das ganze Leben der Wosen war und ist eng mit einer arkanen Naturmagie verbunden. Havanar will diese Jagd dazu nutzen, die Zauberkräfte des alten Kulturvolkes zu erkunden.)

    • Koldan (Kaldun), Bote im Dienste des Herzogs Bevan, als Helfer Mitglied der Jagdgesellschaft; 21 Jahre jung, relativ unerfahren im Umgang mit Waffen, magisch interessiert und neugierig; (Es handelt sich um den Mystiker 2.Levels Kaldun, der den Job des Boten angenommen hat, um zunächst ein Auskommen zu haben und Erfahrung und Geld zu sammeln. Da kommt ihm diese Jagd recht, und auch die Bekanntschaft mit Valeria, Aragorn, Thorec und Arag wird sich im Laufe der Zeit hoffentlich zu einer Freundschaft vertiefen...)

    • Gilrain, Waldelb, Scout der Jagdgesellschaft; mit 93 Jahren der weitaus älteste der Gruppe; erfahrener Waldläufer; (Gilrain ist ein Freund der Wosen. Er spricht (wenn auch etwas gebrochen) ihre Sprache und setzt sich für die Wahrung ihrer Interessen ein. Seine Verbundenheit mit dem "vergessenen Volk" hält er jedoch geheim. Während der Jagd trifft er sich heimlich immer wieder mit wosischen Spähern.)

    Am 24.1. zieht die Gesellschaft zum Nordrand des Drug - Waldes. Im dort gelegenen Örtchen Trollund übernachten wir. Der dortige Wirt erzählt noch einmal Schauergeschichten über den Schneepuma und die Wosen. Der nächste Morgen eröffnet unseren ersten Tag im Wald. Fast die ganze helle Zeit bewegen wir uns in südliche Richtung, ohne daß Spuren zu sehen wären. Gegen Abend wendet sich Gilrain wieder etwas nordwärts. Kurz vor Einbruch der Dämmerung bekommen wir zum ersten Mal Dammwild zu Gesicht. Beim Anblick des Rehbockes legt Wudgrov sofort einen Pfeil auf seinen Bogen und schießt auf das Tier. Der Pfeil verletzt nur leicht, bleibt aber stecken. Voller Panik flüchtet der Bock. Arag, Aragorn, Valeria und Gilrain falten den Händlersohn und beschließen, das angeschossene Opfer durch den Schnee zu verfolgen. Nach etwa zwei Stunden kann man das Reh schließlich in einer Sackgasse stellen, den Pfeil herausoperieren und das Tier heilen. In der ersten Nacht legt jemand (Djävul) Feuer an Wudgrovs Zelt. Wir vermuten zunächst, daß dieses eine Warnung der Wosen sei, sich nicht zu sicher und ungehemmt zu fühlen. Wache hatten übrigens Valeria und Djävul (der auch falsche Spuren zu einem nahegelegenen, verschneiten Findling gelegt hatte). Der zweite Tag (25.1.) bringt nicht viel neues. Als bis Mittags keine verwertbaren Spuren gefunden werden, beschließt Gilrain, drei kleine Gruppen getrennt auf Spurensuche zu schicken. Die Gruppe mit Aragorn hat eine kleine Begegnung mit zwei Luchsmüttern und Nachwuchs. Geschickt wird ein Kampf mit den gereizten Tieren verhindert; magisch beruhigt ziehen sie von dannen.

    Leider erbringt auch die Suche zu dritt bzw. zu viert keine Ergebnisse. Der Weg wird nach Südosten fortgesetzt mit dem Entschluß, am nächsten Tage zielstrebig nach Süden zu marschieren. In der zweiten Nacht bemerkt Aragorn, daß Gilrain während der gemeinsamen Wache verschwunden ist. (Gilrain will sich mit einem Wosen treffen, muß diesen Plan aber auf Grund von Aragorns Wachsamkeit aufgeben; um keine unangenehmen Fragen gestellt zu bekommen, täuscht der Waldelb eine ihm unerklärliche, wahrscheinlich magisch erzeugte Übelkeit vor. Daß auch hier wieder die Wosen die Hauptverdächtigen sind, läßt sich leider nicht vermeiden. Djävul sieht sich in seinen Vorurteilen gegenüber dem Alten Volk bestätigt.)

    Die Mittagsrast des nächsten Tages wird rätselhaft und ereignisreich. Wir beschließen, auf einer idyllischen Lichtung Halt zu machen; doch einige von uns haben das unbestimmte Gefühl, beobachtet zu werden. Eine genaue Richtung kann nur Kaldun ausmachen. Arag und Aragorn machen sich daran, das umliegende Gebiet unauffällig zu durchforsten. Auch Koldan (Kaldun) durchsucht mit Havanar den Wald und findet eine jahrtausende alte Statue der Wosen. Keiner von uns kann zunächst ihre magischen Fähigkeiten näher definieren. (Es handelt sich um eine Wächterstatue, deren Pflichten aber vor langer Zeit erloschen; im Laufe der Jahre schwindet so auch ihre Magie.)

    Im Verlaufe dieser Untersuchungen kommen wir mit Koldan ins Gespräch, der seinen wahren Namen und seine Profession nennt und seine Mithilfe anbietet. Havanar dagegen vertraut seine wahre Identität nur Aragorn an, der seine Verschwiegenheit zusichert und diese auch einhält; was Valerie zu der Vermutung Anlaß gibt, Havanar habe gebeichtet, er sei homosexuell... Nur wenige Minuten später: Thorec und Valeria finden am Rande der Lichtung ein Kupfermesser mit einer Inschrift. Gilrain, durch ihr Rufen alamiert, untersucht das Messer, identifiziert es als Zeremoniewaffe und liest: in Westron - Runen stehen die wosischen Worte "Tod allen Eindringlingen" auf der Klinge. Doch merkwürdig, Gilrain ist sich sicher, daß die Wosen die geschriebene Sprache nicht benutzen.

    (Natürlich war es wieder Djävul, der das Messer zur Reise mitgebracht hatte und es auffällig - unauffällig am Rande des Lagers fallen ließ. Aber: die erhoffte schockierende Wirkung auf uns bleibt aus.) Gilrain und auch Havanar legen den Verdacht nahe, das Messer sei eine Fälschung, wenn es auch zunächst als eine neuerliche Warnung der Wosen ausgelegt wird; Djävul nutzt die Gelegenheit zu verbalen Attacken auf das Alte Volk.

    Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend bei allen Beteiligten geht es weiter südwärts. Die nächsten beiden Nächte verlaufen ereignislos, das Wetter hält sich, gelegentlich schneit es; am Tage nähern wir uns den Bergen. Es ist der späte Vormittag des fünften Tages, als die ersten Schneepuma - Spuren zu sehen sind. Gilrain hält sie für erst wenige Stunden alt. Die Bäume lichten sich zusehends, das Gelände wird steiniger und hügeliger. Gerade sind frischere Spuren gefunden worden, als wir einen Anruf hören. Eine Person auf einem nahegelegenen Hügel, bekleidet in den Farben der königlichen Truppen, befiehlt uns anzuhalten. Da die Jagd an sich illegal ist, schieben wir den nominellen Führer, Galdor, Sohn des Bevan, an die erste Stelle des Marschtrupps. Doch bevor es zu Verhandlungen kommt, sind alle angeblichen königlichen Soldaten an uns herangetreten und haben uns ihre Schwerter vor die Brust gesetzt. "Los, heraus mit allen Wertsachen !" ist das nächste, was wir hören.

    Ohne sich mit seinen Kameraden verständigen zu könn en, nutzt Arag einen für ihn günstigen Moment, täuscht seinen Gegner und eröffnet den Kampf. Das Überraschungsmoment und die Ablenkung der Räuber gibt einigen Mitgliedern unserer Gruppe die Möglichkeit, ihre Waffe zu ziehen. Andere sind nicht so glücklich. Galdor fällt nach kurzem, heftigen Gefecht mit dem Anführer der Bande, Arag, Aragorn, Valeria, Thorec und Havanar haben ihre Gegner gut im Griff, Kaldun gelingt ein Unsichtbarkeitszauber, aber ansonsten fügen die Gegner unserer Gruppe schwere Verluste zu. Als Gilrain fällt, greifen die Wosen, die uns ständig beobachtet hatten, in den Kampf ein. Ein Pfeil aus dem Nichts nach dem anderern trifft unsere Widersacher, von flüchtenden Räubern hören wir nur noch Schmerzensschreie. Wenige Sekunden später treten die für uns bisher unsichtbar gebliebenen aus dem Wald. Ihr Heiler kümmert sich um unsere Verletzten, besonders Gilrain gilt seine Fürsorge; letzterer wird auf einer Bahre weggetragen. Uns anderen offenbaren die Wosen ihr Wissen über einen "Verräter" unter uns und legen diesem nahe, sich freiwillig zu melden, anderenfalls er einen wenig schönen Tod sterben werde. (Die Wosen wissen nicht genau, wer von uns gegen sie gearbeitet hat. Immerhin hat Aragorn hat wegen seiner Aktionen mit dem Rehbock und den Luchsen die Achtung der Beobachter gewonnen.) Obwohl Djävul Blut und Wasser schwitzt (er glaubt den Wosen jedes Wort über den "grausamen Tod", und diese meinen es auch durchaus ernst), gibt er sich nicht Preis (auch in diesem Fall wäre er, allerdings eines schnellen, Todes gewesen).

    Drei Tagesreisen durch den Wald stehen uns noch bevor, bis wir wieder im Dörfchen Trollund eintreffen (den toten Galdor tragen wir bei uns). Djävul schafft es nicht, diese Zeit durchzustehen. In der Mitte des zweiten Tages der Rückreise, insgesamt also des achten Tages seit unserem Abritt von Dunharg, verliert er die Nerven und rennt blindlings in den Wald. Man hört einen entsetzten Schrei, aber sein Körper wird nicht mehr gefunden. Nur ein Kupfermesser liegt an der Stelle, an der er verschwand (...was mit ihm geschah, das bleibt lieber ungesagt...). Arag rammt das Messer, umwickelt mit einem weißen Tuch, in einen Baum. Das Kupfermesser und das weiße Tuch war als Zeichen vereinbart worden, an dem die Wosen uns als Freunde erkennen sollen. Beim Rückmarsch erhaschen wir noch einen Blick auf den Rehbock, der von uns vor dem Verenden bewahrt worden ist (happy end...). Die Tage vom 4.2. bis zu unserer Abreise am 9.2. sind in erster Linie mit Formalitäten ausgefüllt. Am 8.2. ist Galdors Beerdigung ("...gestorben im heldenhaften Kampf mit dem Anführer einer verdarbten Räuberbande..."). Bevan leidet schwer unter dem Verlust seines Sohnes (und beim diesjährigen Turnier wird der Herzog wohl kaum antreten).

    Der Heimritt durch ein verschneites Rohan wird in der Gewißheit angetreten, wieder einmal reicher an Erfahrung geworden zu sein und interessante neue Bekanntschaften gemacht zu haben; insbesondere wird dieses wohl nicht unsere letzte Begegnung mit der interessanten alten Kultur des Alten Wosenvolkes bleiben.

    Aufgeschrieben von Elrond Elchtep
    nach Erzählungen der im Vorspann genannten
    Personen im Jahre 2962.


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    wolf.krueger@dlr.de
    Aug 1996